Rund 65 Millionen Euro weniger investierten die Vereine in neue Spieler. Vor allem Branchenkrösus Bayern München sparte kräftig.

Hamburg. Die Weltstars Raul und Michael Ballack kommen zum Nulltarif, Rekordmeister Bayern setzt auf den eigenen Nachwuchs und die Hälfte der Clubs knausert: Die Fußball-Bundesliga ist auf Sparkurs. Knapp fünf Wochen vor Ende der ersten Transferperiode haben die 18 Vereine bei ihrer Einkaufstour für die kommende Saison bislang 84,3 Millionen Euro für 154 Profis ausgegeben; rund 65 Millionen weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres (149,25). Durch den Verkauf von 135 Spielern wurden Einnahmen von 52,4 Millionen Euro erzielt. Mit aller (Geld-)Macht versucht der VfL Wolfsburg die europapokallose Saison vergessen zu machen. Manager Dieter Hoeneß durfte bei Erlösen von 10,45 Millionen Euro bislang 22,6 Millionen ausgeben. Damit ist der Meister von 2009 der spendabelste Club und hat auch den teuersten Transfer getätigt. Der dänische WM-Verteidiger Simon Kjaer wechselt für zwölf Millionen Euro von US Palermo nach Niedersachsen.

So stehen die Startelf-Chancen: Der FC St. Pauli im Formcheck

2009 war Nationalstürmer Mario Gomez mit einer Ablösesumme von 30 Millionen Euro noch der Königstransfer, nun führen gleich zwei Abwehrspieler die Liste der teuersten Profis an. Auch der Hamburger SV, der beim Verkauf von Jerome Boateng 12,5 Millionen kassierte, griff für Heiko Westermann (7,5 Millionen Euro) tief in die Tasche. Das Gesamt-Transfer-Minus verantwortet besonders der FC Bayern, der wie Hannover 96 noch kein Geld ausgegeben hat. Präsentierten die Münchner vor der vergangenen Saison ihrem neuen Trainer Louis van Gaal noch Antrittsgeschenke für mehr als 50 Millionen Euro, setzt der Niederländer nun auf bewährte Kräfte und Jugendstil. Statt große Summen für einen neuen Linksverteidiger zu investieren, bekommt der

20 Jahre alte Diego Contento seine Chance. „Er gibt nichts auf Reputation oder Ablösesummen, sondern sieht nur die Leistung“, analysierte Manager Christian Nerlinger die Philosophie van Gaals.

Königlicher Empfang für Schalkes Weltstar - Raul ist da!

Der Rekordmeister bestätigt damit einen Branchentrend der Vorjahre. Immer mehr Vereine vertrauen Spielern aus den eigenen Jugend- und Amateurteams – 34 neue Jungprofis schafften den Sprung in die Kader. Und auch die Entwicklung zum ablösefreien Geschäft hält an. Bei weniger als einem Drittel der Wechsel (50) bekam der abgebende Verein eine finanzielle Entschädigung.

Die Hälfte der Liga hat bislang weniger als drei Millionen Euro investiert: Neben Bayern und Hannover geben sich auch der 1. FC Köln (2,85), Eintracht Frankfurt (2,45), 1899 Hoffenheim (1,55), der 1. FC Nürnberg (1,25), FSV Mainz 05 (0,6), SC Freiburg (0,6) und FC St. Pauli (0,25) sparsam.

Dank ihrer auslaufenden Verträge wechselten auch Michael Ballack (Bayer Leverkusen) und Raúl als prominenteste Neuzugänge ohne Transfergebühr in die Bundesliga. Doch noch ist im verbleibenden Monat bis Transferschluss einige Bewegung zu erwarten. Der VfB Stuttgart würde bei einem möglichen Abgang von Sami Khedira die Madrid-Millionen größtenteils reinvestieren.

Und auch Schalkes Coach Felix Magath hat seine Shoppingtour nach dem gewonnenen Machtkampf mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies, der ihm insgesamt 25 Millionen Euro zugesichert hat, längst nicht beendet. Neben einem Linksverteidiger und einem Mittelfeldspieler soll noch ein weiterer Stürmer kommen. „Es bedarf neuer Spieler, die unsere Spielweise besser umsetzen können als diejenigen, die noch hier sind“, sagte Magath.