Depressionen zählen zu den häufigsten Gründen für Berufsunfähigkeit in Deutschland. Betroffene müssen im Schnitt mit vier depressiven Schüben im Leben rechnen, die schleichend, aber auch plötzlich beginnen können. Manisch-Depressive, bei denen sich übermäßig gehobene Stimmung und tiefe Niedergeschlagenheit abwechseln, erleben mehr und kürzere Phasen. Deren Abstände schrumpfen, je länger die Störung anhält.

Depressiven fällt es schwerer als anderen Menschen, in ihren Beziehungen Gefühle zu zeigen, weder Freude, Ärger noch Trauer. Echte Anteilnahme hebt die Stimmung, beschwichtigender Zuspruch verstärkt aber die Symptomatik. Die Patienten ziehen sich zurück und verlieren das Interesse an gesellschaftlichen Kontakten. Oft kommen Angst und Schuldgefühle hinzu sowie das Gefühl der Wertlosigkeit.

Zwei Hauptursachen werden vermutet: genetische und soziale Störungen. Unbewusst erlebte, meist frühkindliche Erfahrungen machen es den Betroffenen unmöglich, Gefühle zu zeigen. Jedes Kind wird mit Konflikten konfrontiert und muss lernen, sie zu lösen. Entscheidend für die Entwicklung sind dabei nicht nur die Reaktionen der anderen, sondern vielmehr die Fähigkeit, die Auseinandersetzung in einem liebevollen, Differenzen akzeptierenden Umfeld emotional gestalten zu lernen. Ungelöste Konflikte, oft mit den Eltern, drohen unbewusst bis ins Erwachsenenalter geschleppt zu werden. Für den Betroffenen selbst nicht wahrnehmbar tobt dieser Kampf in seinem Innern. Ein äußerer Anlass, ein Schicksalsschlag, eine Trennung, beruflicher Stress kann die Lawine ins Rollen bringen und eine Katastrophe auslösen. Depressionen sind die häufigste Ursache für Suizide. Rund 10 000 Suizide wurden in Deutschland im vergangenen Jahr registriert. Vermutet wird allerdings eine hohe Dunkelziffer.

Sind die Ursachen für Depressionen genetisch, versprechen Antidepressiva Hilfe. Die Medikamente greifen regelnd in den Neurotransmitter-Haushalt ein. In manchen Fällen scheint gezielter Schlafentzug oder eine Lichttherapie sinnvoll. Bei sozialen Ursachen versucht der Therapeut seinem Klienten die alten Beziehungserfahrungen erlebbar zu machen und neue zu vermitteln. Ziel ist es, die im Unbewussten abgespeicherten alten, Angst auslösenden Erlebnisse "zu überschreiben".