Der Hamburger Diskuswerfer Markus Münch trainiert vor dem Start in Helsinki für Olympia in London

Hamburg. Wer Markus Münch, 26, in diesen Tagen trifft, erlebt einen selbstbewussten, ausgeglichenen jungen Mann. Dass es ihm gut geht, muss man nicht erfragen. Man sieht es. Am Montag fliegt der Diskuswerfer der LG Wedel/Pinneberg zu den Leichtathletik-Europameisterschaften nach Helsinki, die am Mittwoch beginnen. Es ist aber nicht die Aussicht auf seine zweite Teilnahme an kontinentalen Titelkämpfen, die ihm die gute Laune ins Gesicht treibt. Markus Münch ist gesund. Und das ist fünf Wochen vor den Olympischen Sommerspielen in London die wohl wichtigste Nachricht.

Gerade ein halbes Jahr ist es her, dass eine Reihe von Verletzungen ihm eine systematische Vorbereitung auf die olympische Saison erschwerten. Von der WM im vergangenen August im südkoreanische Daegu hatte er eine Bänderdehnung im linken Fuß mit nach Hause gebracht, die ihm bis Mitte Januar zusetzte. Dann rutschte er bei einem Trainingswurf mit dem lädierten Fuß weg, überdehnte dabei das Kreuzband des rechten Knies. Als Folge dieses Unfalls bildete sich ein Knochenödem am Schienbeinkopf. Erst von Mitte Februar an konnte Münch wieder schmerzfrei und mit hoher Intensität trainieren.

"Das war keine leichte Zeit", sagt Münch heute im Rückblick, "da sah ich meine Olympiateilnahme schon in Gefahr." Die ist spätestens seit den deutschen Meisterschaften am vergangenen Sonntag in Bochum gesichert. Als Dritter löste er das Diskus-Ticket für London, zusammen mit dem Magdeburger Martin Wierig, 25, und Robert Harting, 27, dem zweimaligen Weltmeister und Weltjahresbesten (70,66 m) aus Berlin.

Münch warf in diesem Jahr bisher 66,28 Meter, 60 Zentimeter weniger als seine persönliche Bestleistung aus dem Vorjahr. Sein Saisonziel, den Vereinsrekord der LG Wedel/Pinneberg zu brechen, hat er erst einmal hinten angestellt. Den hält nämlich der Olympiasieger von 1984, Rolf Danneberg, 59, mit 67,60 Meter, sein ehemaliger Trainer. "Die Weite sollte für Markus aber mittelfristig kein Problem sein", sagt Bundestrainer und Weltrekordler (74,08 m) Jürgen Schult, 52, der den 2,07-Meter-Riesen seit zwei Jahren am Olympiastützpunkt Potsdam betreut.

Schults Vorgabe für Helsinki klingt bescheidener. Münch soll am Freitag zunächst die Qualifikation überstehen. An dieser Aufgabe war der Hamburger zuletzt dreimal deutlich gescheitert, 2009 bei der WM in Berlin, 2010 bei der EM in Barcelona und 2011 bei der WM in Daegu. Auch in Finnland wird das trotz zuletzt stabiler Leistungen kein Selbstgänger, den Vorkampf der besten zwölf am kommenden Sonnabend (18.10 Uhr MESZ) zu erreichen. Münch ist derzeit 13. der europäischen Jahresbestenliste, 16. der Weltrangliste. "Und dann ist die Quali auch noch für acht Uhr morgens deutscher Zeit angesetzt. Das ist keine Zeit für große Taten, das wird nicht einfach", ahnt er.

Hinzu kommt: Um den Trainingsrückstand aus dem Winter aufzuholen, musste Münch in dieser Woche beim Krafttraining im Bundesleistungszentrum Kienbaum bei Berlin über die Schmerzgrenze gehen. Ob nach diesen Anstrengungen die Erholungsphase bis zum Freitag ausreicht, um körperlich und mental fit in den Diskusring zu treten, bleibt abzuwarten. "Unsere Planung läuft natürlich auf London hinaus, dennoch will ich bei der EM einen ordentlichen Wettkampf abliefern, um mit einem guten Gefühl zu den Spielen zu fahren", sagt Münch. Die Art, wie er dies sagt, lässt keinen Zweifel zu, dass er überzeugt ist, es auch zu schaffen. Das war bei ihm nicht immer so.