FCB-Trainer: “Können Großes vollbringen“ – Lahm verspricht “alles zu geben“ – Madrid fährt selbstbewusst zur “bestia negra“

München. Als Jupp Heynckes am Montagmittag die Münchner Arena betrat, hoffte er sicherlich kurzzeitig, es sei schon der 18. Mai. In 32 Tagen wird am selben Ort erneut eine Pressekonferenz stattfinden, mit den Finalteilnehmern der Champions League – und am liebsten säße Heynckes dann wieder auf dem Podium. Der vorzeitige K.o. in der Meisterschaft ist offiziell verdaut, Bayern München strebt längst mit aller Macht nach Höherem. „Wir können Großes vollbringen. Wir haben ein großes Ziel: ins Endspiel einzuziehen. Die haben manche vielleicht nur einmal in Leben“, sagte der 66-Jährige einen Tag vor dem Halbfinale gegen Real Madrid.

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Noch nie ist es einer Mannschaft in der Champions League gelungen, ein Finale vor eigenem Publikum zu spielen. „Wenn Sie mir vor der Saison gesagt hätten, was nehmen Sie lieber: Das Finale in München oder die Deutsche Meisterschaft? Die Antwort ist klar“, sagte auch Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß bei „Sky“. Am Dienstag (20.45 Uhr) zählt es, sich eine gute Ausgangsbasis für das Rückspiel am kommenden Mittwoch in Madrid zu verschaffen. „Ein Sieg wäre toll. Aber zu Null spielen wäre auch schon super“, sagte Kapitän Philipp Lahm daher – und das dürfte schwer genug sein.

Mit der beruhigenden Bilanz von 20 Spielen ohne Niederlage in Folge und 107 Liga-Toren trat der spanische Tabellenführer am frühen Montagabend die Reise nach München an. Ehrenpräsident Franz Beckenbauer beeindruckt das nicht: „Ich habe Real gesehen. Sie sind eigentlich fast eine ganz normale Spitzenmannschaft.“

Heynckes, 1998 als Trainer mit Real Madrid Champions-League-Sieger, spricht von einem „Spiel auf Augenhöhe“, sieht die spanischen Klubs aber „noch einen Tick vor den Bayern“. Schwachstellen habe er im Spiel des neunmaligen Europapokal-Siegers schon entdeckt – und Angst habe seine Mannschaft ohnehin nicht. „Wir spielen Halbfinale gegen Real Madrid. Was gibt es Schöneres“, fragte Lahm. Auch Nationalspieler Holger Badstuber sprach von „einem dieser Spiele, wegen denen man Fußball spielt“. Der Schalter ist nach der „Scheiß-Woche“ mit dem 0:1 gegen Dortmund und der Nullnummer gegen Mainz 05 wieder umgelegt. „Wer für dieses Spiel nicht topmotiviert ist, ist fehl am Platz“, sagte Lahm.

Dem Kapitän kommt im fünften Halbfinale der Bayern gegen die Königlichen nach der Auszeit gegen Mainz wohl die Schlüsselaufgabe zu: Auf der rechten Abwehrseite muss Lahm Superstar Cristiano Ronaldo ausschalten, der in der Liga am Samstag sein 41. Tor geschossen hat. „Ich fühle mich gut. Es war wichtig, nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf zu regenerieren“, sagte Lahm. Gegen die „Angriffs-Maschine“, wie Heynckes seinen Ex-Klub bezeichnet, komme es aber nicht auf einzelne Duelle an: „Man braucht die Gier, die Leidenschaft, die Sehnsucht auf Erfolg. Und die verspüre ich auch bei meiner Mannschaft.“

Madrid kommt allerdings keineswegs kleinlaut daher. „Wir sind immer Favorit“, sagte Verteidiger Marcelo. „Zwei gute Tage“ brauche man, forderte Bastian Schweinsteiger. Lahm versprach den 66.000 Zuschauern „alles zu geben, um ein Tor zu erzielen, und zu fighten um jeden Zweikampf“. Besonders dem 2009 bei Madrid aussortierten Arjen Robben dürfte ein Sieg gegen seinen Ex-Klub eine Genugtuung sein.

Der Vorteil liegt historisch gesehen ohnehin bei den Münchnern: Zu Hause sind sie gegen Madrid noch ungeschlagen, nicht umsonst bezeichnen die Spanier den kommenden Gegner als „bestia negra“. In drei von vier Halbfinals setzte sich Bayern zudem nach Hin-und Rückspiel durch, 2001 folgte der bis dato letzte europäische Titel.

Mut macht den Bayern aber nicht nur die Statistik, sondern auch die kollektive deutsche Fußball-Szene. „Wenn jemand Real Madrid eins reinwürgen kann, dann die Bayern“, sagte etwa der ehemalige Real-Trainer Bernd Schuster bei „Liga total“. Sogar Dauerrivale Borussia Dortmund drückt hochoffiziell die Daumen.

National hat Dortmund den Bayern derzeit den Rang abgelaufen, international aber zittern die Gegner noch mehr vor den Bayern. „Wir haben immer gesagt, wir wollen zu den Besten in Europa und da sind wir jetzt“, sagte Hoeneß. Heynckes sieht das Halbfinal-Duell als Reifeprüfung für seine nach Titeln lechzende Mannschaft. „Der Hunger nach Titeln wird nie ausgehen“, sagte Lahm. Karl-Heinz Rummenigge versuchte sich im Programmheft etwas poetischer: „El sueno sigue vivo“ – der Traum lebt weiter.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

FC Bayern München: Neuer – Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Luiz Gustavo, Schweinsteiger – Robben, Kroos, Ribéry – Gomez

Real Madrid: Casillas – Arbeloa, Pepe, Sergio Ramos, Coentrão - Khedira, Xabi Alonso – di Maria, Özil, Cristiano Ronaldo – Benzema

Schiedsrichter: Webb (England)