Angeführt von Cristiano Ronaldo zertrümmert Real Madrid derzeit einen Torrekord nach dem anderen. Doch am Erfolg des spanischen Rekordmeisters sind entscheidend auch Mesut Özil und Sami Khedira beteiligt.

München. Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass Jose Mourinho ein eigenwilliger Mensch ist. Gespräche mit den Medien verweigerte er zuletzt und schickte seinen Assistenten Aitor Karanka vor. Am Montag aber, gut eine Stunde nach der Landung von Real Madrid auf dem Flughafen München, musste der Trainer der Königlichen dann sprechen. Das ist Vorschrift in der Champions League. Ebenso, dass sich ein Spieler äußert zum Spiel gegen den FC Bayern.

Weil das Spiel in Deutschland ist, hätte Mourinho für den Pflichttermin in der Arena Mesut Özil nominieren können. Oder Sami Khedira. Oder den ehemaligen Münchner Hamit Altintop. Oder Nuri Sahin. Es wäre naheliegend gewesen und eine Geste an die Gastgeber. Mourinho? Verpflichtete den stellvertretenden Kapitän, Sergio Ramos. Özil und Khedira, die beiden deutschen Nationalspieler, checkten zeitgleich in das luxuriöse Hotel „Westin Grand“ ein.

Am Dienstagabend (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky) werden Özil und Khedira aller Voraussicht nach sprechen, erst mit den Füßen, ansonsten vielleicht nach dem Schlusspfiff. Auch wenn Mourinho oft nicht das tut, was irgendwie logisch wäre: Dass die beiden deutschen Nationalspieler von Beginn an spielen, davon geht nicht nur Jupp Heynckes aus. Khedira sei „absoluter Stammspieler“, Özil „unantastbar“, glaubt der Trainer des FC Bayern.

Bisweilen wirkt es, als bestehe Real Madrid nur aus Cristiano Ronaldo, Cristiano Ronaldo und Cristiano Ronaldo sowie den beiden anderen Torjägern, Karim Benzema und Gonzalo Higuain. Die drei Angreifer zertrümmern in Spanien gerade einen Torrekord nach dem anderen für den Rekordmeister, das ist für die Medien in Spanien das große Thema. Heynckes betonte daher am Montag vor allem, dass „Real wesentlich effektiver spielt als in der letzten Saison“.

Real ist aber auch Özil und Khedira. Özil etwa ist im Estadio Santiago Bernabeu Publikumsliebling, er wird wegen seiner Spielkunst, wegen des Zaubers, den er verbreiten kann, geradezu verehrt - auch wenn er in dieser Saison nicht mehr ganz so überragend spielt wie in der vergangenen, seiner ersten bei Real. Dennoch sind seine Statistiken eindrucksvoll: 46 Einsätze in den bislang 51 Pflichtspielen (in vier Wettbewerben) hat er in dieser Saison absolviert.

Zu den 157 Treffern, die Real in dieser Saison in allen vier Wettbewerben erzielt hat, kam die Vorlage 26-mal von Özil. Mit 18 „assists“ in der Primera Division ist er ligaweit der Beste. Dass er weniger spielt, liegt auch daran, dass der Brasilianer Kaka wiedergenesen ist, mit ihm teilt sich Özil zunehmend die Einsatzzeiten. Dem Deutschen wird aber auch nachgesagt, dass er gerade in den wichtigen Spielen nicht überzeugt. Er bräuchte mal wieder ein Highlight.

Khedira, zu Beginn des Jahres verletzt, brachte es bislang auf 36 Einsätze. Der 25-Jährige, vor der vergangenen Saison doch etwas unerwartet von Mourinho aus Stuttgart zu Real gelockt, wird von Medien und Publikum kaum wahrgenommen. Khediras Wert für die Mannschaft ist gerade in wichtigen Spielen aber kaum zu übersehen. Er sei eine „hevorragende Ergänzung“ zu Xabi Alonso, sagte Heynckes. Beide zusammen sind sie die Absicherung der Tormaschine.

Xabi Alonso sieht sich und seinen Partner als Garanten für einen Erfolg gegen die Bayern. „Wir und Bayern haben bemerkenswertes offensives Potenzial“, sagte der spanische Nationalspieler vor dem Abflug nach München. Entscheidend, ergänzte er, sei daher „die Schlacht im Mittelfeld“. Denn wenn Real irgendwo Schwächen zeigt, dann im Defensivbereich, und der FC Bayern, ahnt Xabi Alonso, „hat sehr gute Spieler, die unsere Defensivlinie durchbrechen können“.

Jupp Heynckes, erwiesener Spanien-Kenner, hat am Montag nochmals betont, dass die Spanier „speziell vor dem FC Bayern großen Respekt haben“, und dass unter anderem der FC Bayern die „Schwarze Bestie“ von Real Madrid ist, also ein Angstgegner. Allzu viel von diesem Respekt war nach der Ankunft von Real aber nicht zu spüren. Das obligatorische Abschlusstraining am Abend vor dem Spiel in der gegnerischen Arena hielt Mourinho für überflüssig. Es fiel aus.