0:1 gegen Dortmund, 0:0 gegen Mainz. Unter das Ende einer “Scheißwoche“ wollte Holger Badstuber schnell einen Haken machen. Ein “Glückwunsch, Borussia Dortmund“ kam keinem Bayern-Profi über die Lippen. Alle schauten nur auf die Angriffsmaschine von Real Madrid.

München. Die Meisterschaft ist futsch, der Traum vom Gewinn der Champions League lebt. Der FC Bayern München hat mit dem 0:0 gegen Mainz 05 den Titel in der Bundesliga endgültig abgehakt. Nun gilt die volle Konzentration dem Duell gegen Real Madrid im Halbfinale der Königsklasse am Dienstagabend (20.45 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de). Eine Frage, die entscheidend sein wird: Wer stoppt die Angriffsmaschine der "Königlichen" von Real? Trainer Jupp Heynckes schonte Toni Kroos am Wochenende. Der Nationalspieler dürfte auf jeden Fall in der Startelf stehen. Aber auf welcher Position? Traut sich Heynckes, gegen Madrid auf der Doppelsechs das Duo Kroos und Bastian Schweinteiger aufzubieten? Oder setzt Heynckes auf den defensiv stärkeren Luiz Gustavo?

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Den Motor, so hatte es Heynckes jedenfalls gefordert, sollten seine Profis nach dem 0:1 von Dortmund wieder anschmeißen. Nichts wurde es gegen Mainz, auch wenn man gegen defensive Mainzer natürlich überlegen war. Dazu schonte der Coach Gomez, Ribéry, Philipp Lahm, Toni Kroos und Luiz Gustavo; gut und gerne 150 Millionen Euro dürfte der Marktwert der Bayern-Bank betragen haben. Dagegen durfte neben Ergänzungen wie Ivica Olic, Rafinha oder Diego Contento sich auch wieder Bastian Schweinsteiger für Madrid warm spielen. „Ich gehe davon aus, dass er sich bis Dienstag regeneriert hat“, sagte der Coach. Er braucht Chef Schweinsteiger vor allem als Stabilisator für die von Fußball-Beau Cristiano Ronaldo angeführte „Angriffsmaschine“ (Heynckes).

Den Bayern-Stars war das 0:0 gegen Mainz so egal wie selten zuvor. Alle fieberten schon Real Madrid entgegen, statt sich wegen der Nullnummer gegen den FSV Mainz 05 und den Pfiffen der Fans zu grämen. „Für die Champions League gibt es keine Motivationsprobleme. Die Meisterschaft ist leider weg. Aber Champions League und DFB-Pokal - da werden wir alle Reserven raushauen und fighten“, versicherte Offensivkraft Thomas Müller am Ende einer „Scheiß-Woche“, wie es Holger Badstuber formulierte. Kein Sieg, kein Tor, Meisterschaft futsch: Haken drunter und es nach der keineswegs königlichen Leistung vom Sonnabend nun im Halbfinale gegen die Spanier besser machen, lautete die Devise nach niederschmetterenden Tagen.

Die Partie gegen die Rheinhessen war bereits vor dem Anpfiff irgendwie durch. Auf dem Weg in die Kabine erlebten Müller, Franck Ribéry & Co. den 2:1-Sieg der Dortmunder in Gelsenkirchen auf den großen Flachbildschirmen in den Arena-Gängen – später kapitulierte das Team auf dem Rasen. „Dass das danach kein Feuerwerk gegen Mainz wird, ist klar“, bat Mario Gomez um Verständnis. Kein Problem, alles vergessen, wenn das Feuerwerk gegen Madrid nachgeholt wird. „Ich glaube, Dienstag wird der Kessel hier brennen und die Fans werden uns nach vorne peitschen“, sagte der Torschützenkönig.

Die nach Ansicht von Heynckes mit „vielen Galas und Toren“ verwöhnten Bayern-Fans hoffen, dass sich ihre Stars die Treffer für Real aufgehoben haben. Sonst könnte auch der zweite von drei Titeln schnell dahin sein. In der Liga rollt der Rekordmeister im bis vor wenigen Tagen noch spannenden Zweikampf Borussia Dortmund bei nun schon acht Zählern Rückstand den Roten Teppich für eine frühe Meisterfeier mittlerweile selbst aus. Keiner denkt mehr an das 23. nationale Championat, aber eine richtige Gratulation sprach noch keiner aus.

„Natürlich nicht heute, aber wenn es rechnerisch feststeht, werde ich der erste sein, der Dortmund gratuliert“, sagte Hoeneß am Sonntagabend beim TV-Sender Sky. „Noch ist es ein bisschen zu früh“, hatte Schweinsteiger zuvor betont, der im BVB den „Hauptkonkurrent der nächsten Jahre“ sieht. Gegen Madrid müsse man am Dienstag nun wieder „die Mentalität ausstrahlen, für die Bayern stehen.“ Also völlig anders auftreten als am Sonnabend; Selbstvertrauen konnten sie sich „behäbigen“ Bayern (Kroos) da schon gar nicht holen.

Natürlich war die Leistung gegen Mainz keine Generalprobe oder gar ein Maßstab für das Madrid-Spiel. Aber können die Münchner den Schalter wirklich noch einmal umlegen? Oder ist der Akku bei den Vielspielern leer? „Wir müssen mit Leidenschaft und Herz am Dienstag spielen“, forderte der bemühte, aber glücklose Arjen Robben. „Die Woche war enttäuschend, aber wir müssen weiter. Es gibt noch zwei Pokale.“

Zufrieden reisten dagegen die Mainzer nach Hause. Mit neun Zählern Vorsprung auf einen direkten Abstiegsrang haben sie den Klassenverbleib praktisch sicher. „Das Motto gegen Bayern ist: Laufen bis der Arzt kommt“, sagte Manager Christian Heidel und freute sich über die Unterstützung für den Dortmunder Meistermacher Jürgen Klopp. „Klar ist es schön, wenn wir mit dem Unentschieden einem sehr guten Freund geholfen haben. Aber das war sicher nicht das Thema heute.“

Mit Material von dpa