Svetislav Pesic ist neuer Basketball-Bundestrainer. 1993 führte er den DBB zum Gewinn des EM-Titels. Der Serbe beerbt Dirk Bauermann.

München. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft geht zurück in die Zukunft: In seiner zweiten Amtszeit soll Gold-Coach Svetislav Pesic die Korbjäger nach der verpassten Olympia-Qualifikation zu neuen Erfolgen führen. Unter der Regie des 62-Jährigen hatte der Deutsche Basketball Bund (DBB) mit dem EM-Titel 1993 den größten Erfolg der Verbandsgeschichte gefeiert. In jenem Jahr verdiente sich der heutige Superstar Dirk Nowitzki in der Schülermannschaft des Würzburger Röntgen-Gymnasiums gerade seine ersten Meriten unter dem Korb. Ob der NBA-Champion der Dallas Mavericks künftig unter Pesic im Nationalteam spielen wird, ist noch offen.

„Ich freue mich sehr auf die kommende Aufgabe beim DBB. Ich glaube, dass mit der deutschen Nationalmannschaft noch so Einiges zu erreichen ist“, sagte Pesic, der sein Amt im Sommer mit Beginn der EM-Qualifikation antreten wird. Der gebürtige Jugoslawe wird zudem in Doppelfunktion weiter Trainer bei Roter Stern Belgrad in Serbien bleiben.

„Ich bin sehr froh, dass wir mit einem so erfolgreichen und renommierten Coach wie Pesic zusammenarbeiten können. Er hat eine riesengroße Erfahrung und ist genau der Trainer, den wir uns vorgestellt haben“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss über den Nachfolger von Dirk Bauermann. Pesic soll das Team im Idealfall bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro führen. Über die genauen Vertragsmodalitäten sollen auf einer Pressekonferenz am 6. März Informationen bekannt gegeben werden.

Pesic, der noch immer eine Wohnung in Berlin hat, sprüht nur so vor Ehrgeiz und will das deutsche Team auch ohne Nowitzki voranbringen. Der Superstar hatte nach der enttäuschenden EM in Litauen im Vorjahr angekündigt, erstmal eine Auszeit vom Nationalteam nehmen zu wollen. Wann er wieder das DBB-Trikot tragen wird, steht nicht fest.

Wenn Pesic im Sommer erstmals in seiner neuen alten Funktion im Einsatz ist, wird er auf einige bekannte Gesichter treffen. Mit Toptalent Robin Benzing beispielsweise absolvierte Pesic im Sommer in Berlin ein intensives Einzeltraining und pflegt auch zu anderen Nationalspielern ein gutes Verhältnis. Auch seine Vernetzung ist hervorragend: Sohn Marko, früher selbst für Deutschland auf dem Parkett aktiv, war erst Spielerberater und wurde im Vorjahr Manager bei Aufsteiger Bayern München. Tochter Ivana ist mit Nationalspieler Jan-Hendrik Jagla verheiratet.

„Mein Vater wird sich das ganz genau überlegt haben. Er sieht eine gute Perspektive und Potenzial in den Spielern“, sagte Marko Pesic dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Er kennt die Spieler gut, er war bei jeder EM und WM der letzten Jahre. In seiner Funktion bei der FIBA hat er auch die U-Europameisterschaften der letzten vier Jahre verfolgt.“

Pesic war erstmals von 1987 bis 1993 Bundestrainer und feierte anschließend unter anderem vier Meistertitel und zwei Pokalsiege mit Alba Berlin, wo er bis 2000 unter Vertrag stand. Nicht nur deswegen ist er einer der renommiertesten Trainer in Europa, seine Titelsammlung quasi lückenlos. Neben EM- und WM-Gewinn feierte er als Vereinstrainer des spanischen Spitzenklubs FC Barcelona 2003 das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Euroleague.

Der langjährige Bundestrainer Dirk Bauermann hatte seinen Posten nach der EM-Endrunde in Litauen und der verpassten Qualifikation für Olympia im Sommer in London nach fast achtjähriger Amtszeit aufgeben müssen, da die Statuten der Bundesliga eine Doppelfunktion innerhalb Deutschlands nicht zulassen. Der 54-Jährige trainiert in der höchsten deutschen Spielklasse Aufsteiger Bayern München. „Svetislav ist eine hervorragende Lösung für den deutschen Basketball. Er spricht die Sprache und kann sehr gut mit jungen Spielern arbeiten. Ich bin überzeugt, dass es eine gute Zusammenarbeit wird“, sagte Bauermann dem SID.

Bei der Suche nach dem 23. Bundestrainer der Verbands-Geschichte war keine übermäßige Eile geboten. Die nächsten Pflichtspiele stehen erst im Spätsommer auf dem Programm. Zwischen dem 18. August und 11. September spielt die Mannschaft in der Qualifikation zur EM-Endrunde

2013 in Slowenien. 2014 steht in Spanien die Weltmeisterschaft an, bevor es bei der EM 2015 um die Qualifikation für Olympia in Brasilien geht. Dort will der DBB nach 2008 in Peking erneut teilnehmen. (sid/abendblatt.de)