Zukunft von Köln-Star Lukas Podolski ist offener denn je. Nach seiner Kritik am Klub musste der Stürmer zum Rapport antreten und soll nun spenden.

Köln. Eigentlich war Partystimmung angesagt. Schließlich feierte man in Köln doch am Montag den 64. Geburtstag des Klubs. Pünktlich zur Karnevalszeit ist man unter dem Motto "Dem FC sing Pappnas" ohnehin "Jeck". Doch die Last-Minute-Niederlage gegen den HSV und vor Allem der neuerliche Ärger um Lukas Podolski drücken die Stimmung beim FC. Der Stürmer, der dem Klub die Pappnase aufsetzen wollte, musste auf der Geschäftsstelle zum Rapport antreten und wurde von den Verantwortlichen gemaßregelt.

In dem Gespräch seien, so der Klub, „alle relevanten Themen geklärt worden“. Podolski unterstütze nun ein gemeinnütziges Projekt in Köln. Am Abend herrschte dann wieder gute Stimmung, die Mannschaft war bei der FC-Karnevalssitzung komplett anwesend.

So mancher Fan fragt sich trotzdem mit bangem Blick auf den Vertragspoker: Vergrault der FC seinen Superstar? Oder platziert dieser ohnehin nur vorzeitig Erklärungen und Entschuldigungen für seinen baldigen Abgang? Eine Vertragsverlängerung des Nationalspielers scheint jedenfalls in weite Ferne gerückt. Im Interview mit der Bild am Sonntag hatte Podolski sich jedenfalls ins Schaufenster gestellt, offen mit einer Rückkehr zu Bayern München kokettiert und sogar auf direkte Nachfrage keinerlei Bekenntnis zu „seinem“ Klub abgegeben.

Einzelheiten zum Strafmaß wurden nicht bekannt. Klar war nur: Der FC wollte ein Zeichen setzen, dass er sich auch vom kölschen Kultspieler nicht auf der (Papp-)Nase herumtanzen lassen will.

FC-Geschäftsführer Claus Horstmann hatte nach der öffentlichkeitswirksamen Kritik Podolskis mitten im Vertragspoker jedenfalls angedeutet, der Klub werde „von den Möglichkeiten, die der Arbeitsvertrag vorgibt, Gebrauch machen“. Der Torjäger habe sich „bewusst arbeitsrechtlichen Bestimmungen widersetzt. Wir müssen als Verein deutlich machen, dass Rechte und Pflichten für jeden gelten. Auch Lukas muss sich an die Spielregeln halten. Auch wenn manche meinen, für Podolski gelten besondere Regeln.“

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Am Wunsch, den 2013 auslaufenden Vertrag so bald wie möglich zu verlängern, ändere der Vorfall aber nichts, erklärte Horstmann. Das Vertragsangebot, nach dem Podolski künftig angeblich fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen kann, hatte der Verein unter der Woche an die Öffentlichkeit gebracht. Worauf Podolski sich beeilte, zu versichern, dass „Geld nicht die entscheidende Rolle“ spiele.

Die Fronten scheinen verhärtet. Eine Entschuldigung Podolskis am Montag vor der Zusammenkunft fiel jedenfalls halbherzig aus. „Wenn der Verein das kritisch sieht, dass ich das Interview nicht habe autorisieren lassen, kann ich das nachvollziehen“, sagte er der Bild-Zeitung und erklärte, „von den aktuell handelnden Personen“ niemanden angegriffen zu haben. Umso mehr stellt sich die Frage nach dem Warum.

Kurios auch: Podolski verweist darauf, dass man ihm ein Team in Aussicht gestellt habe, das zunächst um Platz 8 und dann um Platz 6 spielen könne. Seine Kritik äußerte er nun genau vor dem Spiel, vor dem der FC erstmals seit dreieinhalb Jahren in der oberen Tabellenhälfte stand. Mit einem Sieg gegen den HSV wären die Kölner bis auf vier Zähler an Rang sechs herangerückt und hätten plötzlich vom Europacup träumen können.

Dass die Partie letztlich verloren ging, habe, so Trainer Stale Solbakken, aber nichts mit Podolskis Äußerungen zu tun. „Wir sind im Moment einfach nicht gut genug“, sagte der Coach. Der Norweger, der trotz des umstrittenen Entzugs der Kapitänsbinde vor der Saison derzeit Podolskis engster Vertrauter im Klub zu sein scheint, bemühte sich außerdem, die Wogen zu glätten.

Noch nach dem Schlusspfiff beteuerte Solbakken, das Interview gar nicht gelesen zu haben. „Und was Lukas über seine Zukunft denkt, ist keine große Überraschung“, sagte er: „Er muss bald den wichtigsten Vertrag seiner Karriere unterschreiben. Er ist ein Weltstar und spielt seine beste Saison. Er hat eben große Träume.“ Deshalb müsse man ihm „beweisen, dass wir auch hier eine gute Mannschaft für die nächsten Jahre haben“.

Es sei jedenfalls keineswegs sicher, dass Podolski den Verein verlasse. „Ich rede oft mit Lukas und weiß, dass er sich noch nicht entschieden hat“, sagte Solbakken. Wenn er da mal nicht irrt. (sid/abendblatt.de)