Torhüter Roman Weidenfeller will am Freitagabend mit langer Hose auflaufen. Mit einem Sieg bei den Franken wäre der BVB vorerst Spitze.

Nürnberg/Dortmund. Die Ersatzspieler tragen gefütterte Stiefel, in der Kabine stehen Extra-Rationen Tee und Obst bereit, und BVB-Torwart Roman Weidenfeller fürchtet sich vor „blauen Füßen“: Das „Frostduell“ zwischen dem 1. FC Nürnberg und Meister Borussia Dortmund am Freitagabend (20.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) wird das kälteste Bundesligaspiel seit Jahren. Während die Borussen angesichts von laut Deutschem Wetterdienst erwarteten Temperaturen von minus zehn und „gefühlten“ minus 17 Grad Celsius schon im Voraus bibbern, lässt sich Dieter Hecking von den arktischen Bedingungen nicht beeindrucken. „Minus zwölf Grad oder minus acht: Mir ist das wurscht“, sagte der Club-Coach.

Doch auch der 1. FCN hat Vorkehrungen getroffen, damit die Profis sich auf den Kampf gegen den scheinbar übermächtigen BVB konzentrieren können. Das Gros der Spieler wird auf Thermo-Unterwäsche zurückgreifen. „Die Verletzungsgefahr ist meiner Meinung nach aber nicht generell höher“, sagte Teamarzt Matthias Brem, die Profis könnten „auch in kurzen Hosen spielen“. Brems Dortmunder Kollege Markus Braun rät jedoch: „Die Jungs sollen sich warm anziehen.“

Das gilt vor allem für Weidenfeller und seinen Torwart-Kollegen Raphael Schäfer. „Sie müssen sich ständig bewegen, auch wenn sie nicht beschäftigt sind“, sagte Braun. Weidenfeller will „auf jeden Fall eine lange Hose anziehen und einiges unter das Trikot“; eine private Anprobe mit Zeugwart Frank Gräfen soll diesbezüglich noch ergeben, „was er alles so in seinem Schrank hat“. Der Keeper hofft, „dass wir früh ein Tor schießen und möglichst noch das eine oder andere nachlegen“. Dann könne er sich mit Jubel-Sprints warm halten.

Zitterpartien am Wochenende: Tipps für den Stadionbesuch

Die Ersatzspieler dagegen bauen auf dicke Winterjacken, Boots und Decken, mit denen sie auch ihre Füße umhüllen wollen. Auch die Fußballschuhe werden in wärmende Decken gepackt, die Sitze auf der Bank sind ohnehin beheizbar. In der Halbzeitpause heißt es: schnell umziehen, Tee trinken und Obst essen für die nötige Vitaminzufuhr. Trotz all dieser Maßnahmen wird die Partie jedoch mehr an den Kräften der Spieler zehren als ein Spiel im Frühling. „Das ist so, wie wenn es zu heiß ist“, sagte Brem über die Belastung.

Hitzig soll es gleichwohl auf dem Platz werden, wenn der Tabellen-13. auf den Zweiten trifft: Dortmund kann Bayern München zumindest vorübergehend von der Tabellenspitze verdrängen. Der BVB ist nach zwei überzeugenden Auftritten zum Rückrundenstart klarer Favorit, doch Sportdirektor Michael Zorc sagte, er erwarte „ein eng umkämpftes Spiel“. Hecking will seine Elf gegen den seiner Meinung nach auch kommenden deutschen Meister und das derzeitige „Maß der Dinge“ in Fußball-Deutschland „heiß machen“.

Doch das Umfeld beschäftigte sich im Vorfeld intensiver mit der Kälte. Für BVB-Chef Hans-Joachim Watzke ist es ein „Treppenwitz“, dass auch in „ungeraden Spieljahren“ ohne anschließende WM oder EM der Ligenspielbetrieb bereits Mitte Mai endet. „Außenstehenden lassen sich die Terminplanungen von Fifa und Uefa nicht mehr vermitteln“, sagte Watzke und forderte: „Zumindest in den ungeraden Jahren sollte man bis in den Juni hinein spielen.“ Damit, meinte er, könne das eine oder andere frostige Duell verhindert werden.

Die rund 45.000 erwarteten Zuschauer haben von dieser Diskussion (noch) nichts. „Die bewegen sich nicht, für die wird die Kälte viel schlimmer als für die Spieler“, sagte Brem. Deshalb gibt es Wärmekissen im Stadion, zusätzliche Teestationen wurden errichtet.

Hoffnung auf einen Spielausfall dürfen sich Spieler und Fans kaum machen. Eine Temperatur-Grenze im Frostbereich, die eine Spielabsage nach sich zieht, gibt es nicht. Eine Platzkommission entscheidet lediglich, ob der Untergrund die Austragung der Partie möglich macht. Dank der Dienste der Rasenheizung, die mittlerweile zum Pflichtprogramm in erster und zweiter Liga gehört, ist aber nicht mit einer Unbespielbarkeit des Platzes zu rechnen. (sid)

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Nürnberg: Schäfer - Feulner, Wollscheid, Maroh, Hlousek - Simons - Didavi, Cohen - Hegeler, Esswein - Pekhart. - Trainer: Hecking

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Kehl - Blaszczykowski, Kagawa, Großkreutz - Lewandowski. - Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)