Der dreifache Torschütze Olic lässt die Bayern jubeln. Finanziell winkt der Jackpot. Die Mannschaft widmet den Sieg Anatoli Timoschtschuk.

Lyon/München. Rund 30 Millionen Euro investierte der FC Bayern München zu Saisonbeginn in seinen neuen Star-Stürmer Mario Gomez vom VfB Stuttgart. Der deutsche Nationalspieler sollte den deutschen Rekordmeister vor allem in der Champions League zu neuen Erfolgen schießen. Auch verpflichteten die Bayern-Bosse Ivica Olic - ablösefrei vom Hamburger SV. Das Laufwunder aus Kroatien galt unter Experten vor der Saison als Stürmer Nummer vier hinter Gomez, Miroslav Klose und Luca Toni. Neun Monate später sieht die Realität wie folgt aus: Millionenmann Mario Gomez sitzt nur auf der Bank, Klose kommt über Jokereinsätze nicht hinaus und Toni flüchtete in der Winterpause in seine italienische Heimat. Ivica Olic erobert indes die europäische Fußball-Bühne.

+++Die Bankettrede von Karl-Heinz Rummenigge im Wortlaut+++

Selbst eine Platzwunde konnte Olic am „schönsten Tag“ in seinem Leben nicht stoppen. Mit dem blutenden Kopf komplettierte der ganz groß auftrumpfende Kroate beim 3:0 des FC Bayern München gegen Olympique Lyon seinen ersten Dreierpack in der Champions League, mit dem er nun sogar Jagd auf Weltfußballer Lionel Messi vom FC Barcelona machen kann. „Ich wollte nicht rausgehen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich noch ein paar Tore machen kann“, berichtete Olic überglücklich nach dem Schlusspfiff in Lyon. „Drei Tore in so einem Spiel, das ist überragend, ein Traum“, schwärmte Olic.

Und es soll noch besser kommen: Im Endspiel am 22. Mai in Madrid greift der 30-Jährige nicht nur mit dem FC Bayern nach dem Champions-League-Pokal, sondern persönlich auch nach dem goldenen Ball für den besten Torschützen. Hinter Superstar Messi (FC Barcelona/8 Tore) zog er mit sieben Treffern auf Rang zwei mit Cristiano Ronaldo gleich, dem teuersten Kicker der Welt, der mit Real Madrid schon ausgeschieden ist. „Das sieht doch gut aus: Messi, Ronaldo und Olic“, sagte der Billig-Bomber schelmisch grinsend.

Nach Wynton Rufer von Werder Bremen (1994/8 Tore) könnte Olic der zweite Torschützenkönig in der Champions-League aus der Bundesliga werden. Robben, Robben, Robben – auf dem Weg ins Finale war es zuletzt stets der 24 Millionen Euro teure Holländer gewesen, der mit seinen Kunstschüssen als gefeierter Torschütze im Mittelpunkt stand. Aber der vor Saisonbeginn ablösefrei vom Hamburger SV verpflichtete Olic hatte die Bayern schon in der Gruppenphase mit wichtigen Treffern vor dem K.o. bewahrt. Und er hat sich als Edel-Schnäppchen und großer Transfer-Coup der Bayern erwiesen. Mit rechts, mit links und mit dem Kopf traf er in Lyon – drei Millionentore. Schließlich winken dem Titelgewinner am 22. Mai neun Millionen Euro Siegprämie der UEFA, der unterlegene Finalist streicht noch stolze 5,2 Millionen ein.

Olic ist ein Phänomen. Er läuft und läuft und läuft auf dem Platz - und er trifft und trifft und trifft. Magnifique, wie auch Louis van Gaal meinte: „Drei Tore, das ist fantastisch. Olic hat fantastisch gespielt“, sagte der Bayern-Trainer, der Einzelne so widerwillig aus einem großartigen Kollektiv hervorhebt. Darum fügte van Gaal noch rasch hinzu: „Aber er steht ja vorne auch am nächsten zum Tor.“

60 Millionen Euro: Bayern winkt Jackpot im Finale

Die Bayern können im Finale der Champions League den Jackpot knacken: Neun Millionen Euro erhält der Sieger von Madrid am 22. Mai als Titel-Prämie von der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Der unterlegene Finalist ist immerhin mit 5,2 Millionen Euro dabei.

Als Titelgewinner könnte der deutsche Rekordmeister damit in der Königsklasse in dieser Saison rund 60 Millionen Euro einnehmen. Die Bayern kommen nach dem Halbfinalerfolg in der europäischen Königsklasse auf mindestens 25,4 Millionen Euro an UEFA-Prämien, bei einem Finalsieg steigert sich dieser Betrag auf 29,2 Millionen. Hinzu kommen die Gelder aus dem sogenannten Markt-Pool, deren Höhe erfolgsbezogen ist. Die Bayern können aus dem deutschen Anteil mit einem Betrag von mindestens 15 Millionen Euro rechnen. Dazu kommen noch die Zuschauereinnahmen aus den sechs Heimspielen des bisherigen Wettbewerbs von ebenfalls um die 15 Millionen Euro.

Bayern-Spieler bangen mit Timoschtschuk

In den Jubel des FC Bayern München über den Einzug ins Finale haben sich bei Spielern und Verantwortlichen auch sorgenvolle Gedanken um ihren Teamkollegen Anatoli Timoschtschuk gemischt. Der 31 Jahre alte Ukrainer hatte beim 3:0 des deutschen Rekordmeisters am Dienstagabend bei Olympique Lyon offiziell wegen einer Magen-Darm-Erkrankung gefehlt. Der wahre Grund war aber viel schlimmer, wie Bayern-Präsident Uli Hoeneß anschließend verriet.

„Jetzt kann ich es ja erzählen“, sagte Hoeneß im Pay-TV-Sender Sky. Die Mannschaft habe auch für Timoschtschuk gespielt, der mit seiner Frau Nadija in einem Münchner Krankenhaus sei. Die ungeborenen Zwillinge des Paares seien „gefährdet“, berichtete Hoeneß: „Die Fruchtblase ist im sechsten Monat geplatzt – es ist eine dramatische Geschichte. Das haben wir natürlich nicht bekanntgegeben. Wir hoffen alle von hier, dass es ihm gut geht. Wir haben ihm und seiner Frau den Sieg gewidmet.“

FC Bayern hat im Finale Heimrecht

Fußball-Rekordmeister Bayern München hat im Endspiel der Champions League am 22. Mai in Madrid „Heimrecht“. Dieser Fakt steht schon seit der Auslosung des Viertelfinales fest. Die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal darf sich damit voraussichtlich im Estadio Santiago Bernabeu in der Kabine von Real Madrid umziehen und die Trikotfarbe wählen. Die Bayern-Fans werden ihr Team zudem wie in der heimischen Arena von der Fondo Sur (Südkurve) aus anfeuern.

Das „Heimrecht“ im Europacup-Finale ist für die Münchner zudem ein ganz gutes Omen. Bei den ersten drei Triumphen von 1974 bis 1976 spielte die Mannschaft um Franz Beckenbauer zumindest auf dem Papier ebenfalls „zu Hause“, wie auch beim jüngsten Erfolg vor neun Jahren. Bei den Niederlagen 1982 und 1987 mussten die Bayern „bei“ Aston Villa und dem FC Porto antreten. Nur 1999 riss die Serie - gegen Manchester United brachte auch das „Heimrecht“ in Barcelona nichts.

Van Gaal richtet Blick auf Bochum

Vor der Rückreise aus Lyon hat Trainer Louis van Gaal die Profis des FC Bayern München bereits wieder auf den Titelkampf in der Fußball-Bundesliga eingeschworen. „Wir haben keine Party abgehalten. Gestern Abend hat die Vorbereitung auf das Spiel gegen Bochum begonnen“, sagte der Niederländer vor dem Abflug in die bayerische Landeshauptstadt. Van Gaal lobte nach dem Einzug ins Champions-League-Endspiel durch das beeindruckende 3:0 bei Olympique Lyon sein Team: „Wir leisten Unglaubliches mit der Mannschaft.“ Im Endspiel am 22. Mai in Madrid könne der FC Bayern „jede Mannschaft schlagen“.