Der Absturz des Ex-Sportidols Matti Nykänen erschüttert nicht nur die Finnen. Jetzt attackierte er seine Frau mit einem Messer.

Helsinki. Eine lebende Legende am Abgrund. Alkohol, Gefängnis und jetzt ein Messer-Angriff auf die eigene Ehefrau - der erbärmliche Absturz des einstigen Sportidols Matti Nykänen hat einen weiteren Tiefpunkt erreicht.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur STT hat der viermalige Skisprung-Olympiasieger am ersten Weihnachtsfeiertag mit einem Messer auf seine Frau Mervi Tapola eingestochen und muss eine Anklage wegen versuchten Totschlags fürchten. Finnischen Medienberichten zufolge war Mervi Tapola mit Schnittwunden im Gesicht und an Händen aus dem Haus in Ylöjärvi zu Nachbarn geflüchtet. Der 46 Jahre alte Nykänen, der wegen Körperverletzung mehrfach vorbestraft ist, soll dem Haftrichter vorgeführt werden.

Die gewalttätige Eskalation zu Weihnachten ist die jüngste Episode in Nykänens tragischer Biografie nach Ende seiner Karriere. Alkoholexzesse, gescheiterte Ehen, Geldprobleme und peinliche Auftritte in der Öffentlichkeit prägten nach dem Abschied von den Schanzen der Welt sein Leben.

Schon mitten in seiner größten Zeit hatte der fliegende Finne 1986 sein erstes Gerichtsverfahren am Hals, weil er Zigaretten und Bier aus einem Kiosk gestohlen hatte. Er trank exzessiv, verzockte Unmengen und düste mit seiner damaligen Frau Tina Hassinen mitten in der Saison zu Flitterwochen nach Sri Lanka. Der Absturz begann, als andere plötzlich weiter sprangen als der viermalige Olympiasieger. 1990 flog der unberechenbare Ex-Weltmeister denn auch lieber nach Gran Canaria als bei der Vierschanzentournee.

Derartige Eskapaden trieben den Vater von Sami und Eveliina in den finanziellen Ruin. Seine gigantischen Schulden versuchte er als Stripper in zweitklassigen Nachtlokalen oder als Kellner abzubauen, er moderierte Miss-Wahlen und übernahm Nebenrollen in Erotikvideos. Auch vor religiösen Botschaften in Boulevardzeitungen oder einem Ausflug in die Popmusik („Mein Stil ist das V“) scheute er nicht zurück. Den bürgerlichen Job eines Platzwarts lehnte er dafür ab, versagte 1994 bei seinem letzten Comebackversuch und war als Trainer nicht zu gebrauchen.

An einem der zahlreichen Tiefpunkte seines Lebens nahm der beliebteste finnische Sportler nach Paavo Nurmi und vor Mika Häkkinen den Namen seiner dritten Ehefrau Sari Paanala an und verscherbelte seine Medaillensammlung für damals 100.000 Mark an das Sportmuseum in Helsinki. Die absoluten Tiefpunkte in seinem Leben jedoch waren damit noch nicht erreicht. 2005 verprügelte er im Alkoholrausch seine Ehefrau, nachdem es zuvor bereits zu einer Messerattacke gekommen war.

Zudem musste Nykänen eine Gefängnisstrafe wegen versuchten Totschlags absitzen, nachdem er einem Bekannten im Vollrausch ein Messer in den Rücken gerammt hatte. Die Verfilmung seines Lebens hatte einen bezeichnenden Titel: „Matti - die Hölle ist für Helden“.