Schwerin. So ein Mecklenburger Dickkopf, der kann eben was ab. Die Braue über dem rechten Auge mit acht Stichen genäht, das linke Auge von einem Veilchen geschmückt - so sehen Sieger normalerweise nicht aus. Jürgen Brähmer war nach seinem blutigen 3:0-Punktsieg (116:112, 116:112, 118:110) gegen den zähen Russen Dimitri Suchotski dennoch bester Laune. Er hatte seinen WM-Titel der WBO im Halbschwergewicht erfolgreich verteidigt und den 7000 Zuschauern in seiner Heimatstadt Schwerin ein dramatisches Spektakel geboten.

"Das ist Boxen und kein Rudern", lautete der lakonische Kommentar des 31-Jährigen zu den unappetitlichen Szenen in der zehnten Runde, als er am Seil stehend eine Serie von 20 Schlägen zum Kopf über sich ergehen lassen musste. Irgendwie aber kam er da raus, auch deshalb, weil der Ringrichter unterbrach, ohne ihn anzuzählen, und die blutige Wunde vom Arzt checken ließ.

Dann ging es weiter, Brähmer kam zurück und gewann den Kampf. Die Halle tobte, Promoter Klaus-Peter Kohl strahlte, sein deutscher Weltmeister behält den Titel. "Ich lasse mich halt nicht gerne schlagen", begründete Brähmer sein entscheidendes Aufbäumen in der Schlussphase.

So ist er halt. Lässt sich nichts gefallen. Ein harter Kerl, ein selbst ernannter Gerechtigkeitsfanatiker, der auch gegen Strafzettel angeht, wenn er sie für falsch hält. Aber immer auch einer, der leicht aufbraust, wenn er gereizt wird. Nicht nur im Ring wie gegen Suchotski. Zurzeit steht der vorbestrafte "Knastboxer" wieder wegen Körperverletzung und Beleidigung vor Gericht, der nächste Termin ist am 30. Dezember.

"Die Vorbereitung auf den Kampf war nicht so einfach", sagt Brähmer, "es nervt, wenn man immer wieder zum Gericht latschen muss." Zehn Verhandlungstage sind es bis jetzt, das Urteil soll am 8. Januar fallen.

Ein deutlicher Kontrast ist Mittelgewichtler Sebastian Zbik, Kohls zweiter Hoffnungsträger aus Mecklenburg. Auch der wesentlich eloquentere Zbik wurde nach der erfolgreichen Verteidigung seines Interimstitels der WBC gegen den Italiener Emanuele Della Rosa gefeiert. Mit 2:1 (117:111, 120:109, 113:115) behielt er die Oberhand. Damit verbessern sich seine Chancen, zum Pflichtherausforderer des amerikanischen "Super-Champs" Kelly Pavlik zu werden, der in der gleichen Nacht seine WBC- und WBO-Gürtel gegen Miguel Espino erfolgreich verteidigte.

Ein erfolgreiches Profidebüt gab Amateurweltmeister Jack Culcay. Der 24-jährige Darmstädter besiegte im Super-Weltergewicht den Tschechen Jindrich Kubin nach vier Runden einstimmig nach Punkten.