Am Sonntag steigt das große Nordduell um die Vormachtstellung in der Bundesliga. Nationalspieler Thomas Knorr vergleicht seine ehemaligen Teams.

Hamburg. Ein bisschen wird er am Sonntag wohl schon den Hamburgern die Daumen drücken. Waren es schließlich bis vor zwei Jahren noch seine Jungs und er lange Zeit ihr Kapitän. Der THW Kiel freilich war es, bei dem Thomas Knorr in den 90er-Jahren zu einem großen Handballer wurde. Als gefürchteter Rückraumschütze warf er den deutschen Rekordmeister zu sechs Titeln. Seine fünf letzten Bundesligajahre erlebte der 83-malige Nationalspieler dann im Trikot des HSV. Inzwischen ist Knorr 38 Jahre alt, doch der Handball lässt ihn nicht los und er nicht den Handball: Als Spielertrainer seines Heimatklubs Bad Schwartau stellt er sich in der Zweiten Liga inzwischen selbst auf. Am Sonntag ist spielfrei. Für ihn Gelegenheit, sich das Bundesliga-Spitzenspiel des Tabellenführers Kiel gegen den Zweiten Hamburg (17.45 Uhr/DSF) anzuschauen. Fürs Abendblatt vergleicht Knorr seine ehemaligen Teams - Position für Position.

Tor: "In einem Spiel mit zwei Mannschaften auf gleichermaßen hohem Niveau kann der Torhüter den Ausschlag geben. Die Tagesleistung ist natürlich nicht vorauszusehen. Sowohl Johannes Bitter vom HSV als auch Thierry Omeyer vom THW sind in der Lage, ihr Tor zuzunageln. Per Sandström hat für Hamburg zuletzt starke Spiele gemacht, doch Kiel hat mit Peter Gentzel, für mich auch mit 41 immer noch ein Weltklassemann, und Andreas Palicka gleich zwei starke Alternativen. Insgesamt und auch weil Bitter nicht ganz fit zu sein scheint, sehe ich Kiel leicht im Vorteil."

Linksaußen: "Dem THW hat mit Dominik Klein und Henrik Lundström zwei sehr angriffsstarke Spieler zur Verfügung, wobei Klein auch vorgezogen im Abwehrzentrum wichtige Aufgaben erfüllt. Torsten Jansen und Matthias Flohr müssen wegen ihrer bekannten Defensivstärke für den HSV auf der Halbposition decken, was im bevorzugten Drei-drei-System aber kein Nachteil für den Gegenstoß sein muss. Matti ist zwar kein klassischer Linksaußen, hat sich aber zu einem sicheren Schützen entwickelt. Meine Wertung: ausgeglichen."

Rückraum links: "Der Ausfall von Daniel Narcisse wiegt schwer, aber wenn eine Mannschaft das kompensieren kann, dann Kiel. Sowohl Filip Jicha als auch Momir Ilic haben das Zeug, sich gegen eine offensive Deckung durchzusetzen. Nichts anderes gilt auf der anderen Seite für Pascal Hens und Blazenko Lackovic. Auf dieser Königsposition kann ich keine Qualitätsunterschiede erkennen."

Rückraum Mitte: "Hier sehe ich den HSV leicht vorn. Guillaume Gille ist als Spielmacher torgefährlicher denn je, in dieser Form habe ich ihn zuletzt vor seinem Achillessehnenriss 2002 erlebt. Und Domagoj Duvnjak ist trotz seiner erst 21 Jahre schon ein erfahrener Spieler, was man vom 19-jährigen Aron Palmarsson auf Kieler Seite nicht behaupten kann. Börge Lund kommt beim THW im Angriff nur selten zum Zug, und Jicha ist aufgrund seiner Ausbildung eher ein Halblinker."

Rückraum rechts: "So unterschiedlich die Spielertypen sind: Ich wüsste nicht, welche Seite hier im Plus ist. Der Kieler Kim Andersson ist sicher der torgefährlichste von allen, Christian Zeitz im Spiel eins gegen eins immer für eine Überraschung gut. Krzysztof Lijewski auf der anderen Seite ist wohl der kreativste Spieler. Vorausgesetzt, er und sein Bruder Marcin sind fit, würde ich unentschieden werten."

Rechtsaußen: "Mit Christian Sprenger hat sich der THW einen Klassejungen geangelt. Nur: Eine gleichwertige Alternative gibt es nicht. Dagegen hat der HSV ein Spitzenduo aufzubieten. Die Kombination Hans Lindberg/Stefan Schröder macht unterm Strich ein kleines Plus aus."

Kreis: "Auch wenn Bertrand Gille am Dienstag sein Comeback gegeben hat: Im Training sah das noch nicht rund aus. Zumindest der Hamburger Abwehr könnte er aber schon einen Energieschub geben. Zwischen Igor Vori vom HSV und Marcus Ahlm vom THW kann ich keinen Qualitätsunterschied erkennen - beide sind Weltklasse. Insgesamt ausgeglichen."

Auf einen Siegertipp mag Knorr sich nicht festlegen. Nur eins: "Es wird ein geiles Spiel." Dass er sich dem HSV dabei etwas verbundener fühle, habe allerdings nicht nur mit Sympathien zu tun: "Es wäre einfach schön, wenn einmal jemand anders Meister wird."

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