Vitalij Aab vor dem Spiel gegen Augsburg: Das Umfeld stimmt, doch in den entscheidenden Momenten gelingt dem Angreifer der Freezers nichts.

Hamburg. "Wir hatten ein schönes Haus und wollten gemütlich Karpfen angeln. Aber leider hat keiner angebissen." Vitalij Aab erzählt die Geschichte seines Kurztripps in die Niederlande während der gerade abgelaufenen Deutschland-Cup-Pause so beiläufig, wie er alle seine Geschichten erzählt. Dabei passt sie perfekt zu dem Bild, das der Angreifer der Hamburg Freezers derzeit vermittelt: Das Umfeld stimmt, doch in den entscheidenden Momenten gelingt nichts.

Mit seiner leisen Stimme und den vorm bulligen Körper verschränkten Armen wirkt der Deutsch-Kasache, der am Sonnabend 30 Jahre alt wird, wie ein im Körper eines Erwachsenen gefangenes schüchternes Kind, das sich am liebsten in einer Höhle in seinem Zimmer verkriechen würde. Das Problem ist jedoch, dass von Aab genau das Gegenteil erwartet wird. Der 189 cm große und 95 kg schwere Angreifer soll Tore schießen, er soll für die besonderen Momente sorgen und ein Leistungsträger sein in einer Mannschaft, in der nur wenige über so viel Talent verfügen wie er selbst.

Das noch größere Problem ist, dass Aab dies derzeit nicht tut. Ganze drei Tore und fünf Vorlagen stehen in 17 Spielen zu Buche. In der vergangenen Saison, Aabs bester in seiner Karriere in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), hatte er zum selben Zeitpunkt bereits achtmal getroffen und acht Assists erzielt. Dass seine Mannschaft den eigenen Ansprüchen derzeit meilenweit hinterherhinkt, liegt natürlich nicht an Aab allein, aber seine Leistung steht als Sinnbild für die mutlosen Auftritte des Teams, das heute (19.30 Uhr) in Augsburg und am Sonntag (14.30 Uhr, Color-Line-Arena) gegen Iserlohn um den Anschluss an das Tabellenmittelfeld kämpft.

"Ich habe keine Erklärung dafür, warum es immer wieder solche Probleme gibt. Ich bin im vierten Jahr hier, und jedes Jahr war es so", sagt Aab. Seine Situation mache ihm schwer zu schaffen, dennoch sei es verfrüht, den Glauben an die eigene Stärke zu verlieren. "Irgendwann kommt das Glück zurück, und dann treffe ich wieder", sagt er. Es ist das Prinzip Hoffnung, das regiert, und Aab macht nicht den Eindruck, daran etwas ändern zu wollen. Sein Phlegma steht ihm seit Jahren im Weg, er verbaut sich durch seine Inkonstanz den Weg zu einem Spitzenteam oder in die Nationalmannschaft, den er dank seiner Fähigkeiten - überragende Physis, starker Schuss, gute Technik und kluge Spielübersicht - locker gehen könnte. Dass er im vergangenen Jahr nach vier Spielen aus dem Nationalteam gestrichen wurde, nahm er klaglos hin. "Natürlich war ich enttäuscht, aber wenn es selbst in meiner besten Saison nicht reicht, kann ich nichts machen", sagt er. Er könnte sehr wohl - es sind der Ehrgeiz und auch das nötige Selbstbewusstsein, die ihm abgehen.

"Vitalij ist ein Grübler, es ist schwierig, mit ihm ins Gespräch zu kommen", sagt Trainer Paul Gardner, und letzteres liegt nicht nur daran, dass Aab Englisch zwar versteht, aber kaum spricht, sondern vor allem an dessen Kommunikations-Unlust. Phasen wie die derzeitige kläre er "in Selbstgesprächen", nur in Ausnahmefällen weihe er Freundin Iryna Lukatschuk, Bundesliga-Volleyballerin bei VT Aurubis, in seine Gedanken ein. "Einzelgespräche mit dem Trainer brauche ich nicht", sagt er. Aabs Vertrag läuft bis 2011. Sein persönliches Saisonziel hat er wie folgt formuliert: "Ich will das Niveau halten, das ich im Vorjahr hatte." Große Sprünge sehen anders aus.

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