Fernseh-Kommissarin Simone Thomalla heizt das Interesse am Bundesligaspiel an. Füchse-Chef Hanning ist es recht.

Hamburg/Berlin. Heute Abend herrscht in der Berliner Max-Schmeling-Sporthalle Alarmzustand. Der VIP-Raum wird abgeriegelt, das Sicherheitspersonal in den Gängen und vor den Türen verdoppelt. Kameraleuten und Reportern soll der Zutritt verwehrt werden. Die Maßnahmen sind allerdings weniger dem Auftritt des deutschen Vizemeisters HSV Hamburg bei den Füchsen Berlin in der Handball-Bundesliga geschuldet (19.15 Uhr, DSF live), sondern vielmehr der neuen Partnerin des Berliner Nationaltorhüters Silvio Heinevetter. Seit der 25-Jährige vor einer Woche seine Affäre mit der ARD-"Tatort"-Kommissarin Simone Thomalla (44) der Öffentlichkeit preisgab, stehen nicht mehr nur Heinevetters spektakuläre Paraden zwischen den Pfosten im medialen Fokus.

Es ist zwar nicht gerade diese Art Aufmerksamkeit, die sich Hans Robert, genannt Bob, Hanning (41) für seinen Verein wünscht, doch dem rastlosen Geschäftsführer der Berliner kommt prinzipiell jedes Interesse an den Füchsen recht. Seit er im Juli 2005, zwei Monate nach seinem Rausschmiss als Trainer des HSV Hamburg, in Berlin antrat, um in der Hauptstadt eine Handballgroßmacht entstehen zu lassen, ging es mit dem einstigen Reinickendorfer Stadtteilklub kontinuierlich bergauf: Erst von der Zweiten in die Erste Bundesliga (2007), und nach dem zehnten Platz in der vergangenen Saison peilt Hanning spätestens für 2011 die Teilnahme an einem Europapokal-Wettbewerb an. Jetzt aber droht das ehrgeizige Projekt trotz der Unterstützung Berliner Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Sport ins Stocken zu geraten. "Wir sind mit unserem Etat bei einer Größe angelangt, der die geplanten nächsten sportlichen Entwicklungsschritte zur Herausforderung werden lässt", ahnt Hanning. Schließlich bleibe das Ziel der vier Gesellschafter der Handball-GmbH, "eine schwarze Null zu schreiben. Und das ist uns bisher auch stets gelungen."

Rund 4,1 bis 4,6 Millionen Euro werden die Füchse in dieser Spielzeit umsetzen, das ist weniger als die Hälfte der Budgets der Branchenführer THW Kiel und HSV. Bei den Zuschauerzahlen (bisheriger Saisonschnitt: 7534) haben sich die Berliner, selbst ohne Simone Thomalla, bereits auf Rang vier der Liga vorgearbeitet (zum Vergleich HSV: 9851, THW Kiel: 10 250). Auch heute werden mindestens 8400 der 9000 Plätze in der Schmeling-Halle besetzt sein. Die Zuschauereinnahmen jedoch machen nur 15 bis 18 Prozent des Etats aus. "Das Problem in Berlin ist die fehlende Industrie und dass nur wenige Großunternehmen hier ihren Hauptsitz haben. Das ist in Hamburg ähnlich, in der Stadt liegt aber wesentlich mehr Geld als in Berlin. Berlin ist die politische Hauptstadt Deutschlands, nicht aber das Wirtschaftszentrum des Landes. Wir sind auf den Mittelstand angewiesen und stehen damit in harter Konkurrenz zu rund 1600 Veranstaltungen im Jahr und zu zahlreichen anderen Berliner Bundesligavereinen", sagt Hanning.

Die Basketballer von Alba Berlin und die Eishockeyspieler der Eisbären haben dabei den Füchsen den sportlichen Ruhm deutscher Meistertitel voraus. "Wir bräuchten einen Großsponsor oder einen Mäzen wie Andreas Rudolph beim HSV", sagt Hanning, "andererseits sind wir uns im Verein nicht sicher, ob wir uns in Abhängigkeiten begeben wollen." Die Alternative wäre Mittelmaß - was einen wie Hanning nie befriedigt hat. "Ich bin sicher", sagt er, "wir werden mit den Füchsen noch einiges bewegen. Unser Fundament ist solide. Und das wird sich im Vergleich zu anderen ehrgeizigen Vereinen in der Handball-Bundesliga auszahlen."