Das erste Mal spielt das Hockey-Team aus Rissen in der höchsten deutschen Liga mit. Es gibt wenig Druck und jede Menge Vorfreude.

Hamburg. Wer wissen möchte, wie viel positiven Einfluss Sport auf das Leben haben kann, der muss sich in diesen Tagen mit Kai Laatzen unterhalten. Der 26 Jahre alte Hockeyspieler ist die Mensch gewordene Vorfreude. An diesem Sonnabend (16 Uhr, Marschweg) startet er mit dem Rissener SV gegen den Club an der Alster in die Hallen-Bundesliga, und weil es das erste Mal in der 60-jährigen Klubhistorie ist, dass ein RSV-Team in der höchsten deutschen Spielklasse antritt, wird das Grinsen während des gesamten Gesprächs nicht aus Laatzens Gesicht weichen.

"Wir freuen uns, dass wir gegen die besten Teams Deutschlands antreten dürfen", sagt Laatzen. Es sei klar, dass es in der Nordgruppe gegen die drei großen Hamburger Klubs Uhlenhorster HC, Harvestehuder THC und Alster im Normalfall keine Siege geben könne. "Wir fühlen uns als Underdog wohl. Wir sehen keins der drei Teams als echten Lokalrivalen, sondern alle eher als Maßstab. Wir müssen gegen die beiden Teams aus Hannover die Punkte holen, um das Ziel Klassenerhalt zu schaffen." Dabei setzen die Rissener vor allem auf ihre mannschaftliche Geschlossenheit. "Wir haben eine großartige Moral und festen Siegeswillen", sagt Kai Laatzen, der als Kapitän für das Einhalten dieser Tugenden Sorge trägt. Die Mannschaft besteht zu einem großen Teil aus Spielern aus der eigenen Jugend. Kein Akteur hat das Aufstiegsteam verlassen, mit Hendrik Sievers kam ein starker Torwart von Alster dazu.

Die interessanteste Neuverpflichtung wird jedoch auf der Trainerbank sitzen. Nachdem Aufstiegscoach Christian "Büdi" Blunck, Feld-Olympiasieger von 1992, im Sommer zu seinem Heimatverein HTHC zurückkehrte, konnte der Klub im Oktober die Verpflichtung von Damen-Bundestrainer Michael Behrmann vermelden. Der Verband hat Behrmann zwar eine Sondergenehmigung erteilt, ist aber von der Lösung trotzdem nicht begeistert. Deshalb will Behrmann sich auch nur im Rahmen der Spiele zu seiner Tätigkeit äußern. In Rissen wird er offiziell als sportlicher Berater geführt. "Sein Job als Bundestrainer geht vor", sagt Laatzen. Dennoch glaubt er, dass beide Seiten von der ungewöhnlichen Liaison profitieren. "Michi macht die Erfahrung, ein Herren-Team zu coachen, und wir haben einen Trainer, der die Spieler perfekt anspricht und neue Reize setzt. Er ist ein Geschenk des Himmels."

Für ein Novum im Hamburger Hockeysport sorgen die Rissener überdies damit, dass erstmals drei Brüder gemeinsam in einem Bundesligateam auf Punktejagd gehen. Bei den Damen hatte es dies vor ein paar Jahren mit den Lafeld-Schwestern in Großflottbek gegeben. Neben "Käpt'n Kai" stehen auch dessen zwei Jahre älterer Bruder Benjamin und der ein Jahr jüngere Tilman im Aufgebot. Benjamin, der als Personalreferent bei Kupferverarbeiter Aurubis arbeitet, gilt als der Organisator des Teams und freut sich besonders auf die Auftaktpartie gegen Alster, weil er dort jahrelang spielte. Schifffahrtskaufmann Tilman, der ebenso wie der älteste Laatzen im Sturm spielt, ist dagegen der Unberechenbare, der mit seiner unorthodoxen Spielweise für Unruhe im gegnerischen Schusskreis sorgt. Sich selbst bezeichnet Abwehrchef Kai Laatzen, der bei Vattenfall zum Mechatroniker ausgebildet wird, als "Ausputzer, der nicht so gern läuft, sondern viel mit Auge macht".

Auch wenn sich die Brüder abseits des Hockeyplatzes gut verstehen, ist es der Sport, der sie vereint. "Auf dem Feld sind wir normale Mitspieler. Familienklüngel hat da nichts zu suchen. Es ist der Spaß, der im Vordergrund steht", sagt Kai Laatzen. Und grinst.