Hamburg. Horst Lüders kann seine Gefühle selten verstecken. Meist grummelt er erst ein wenig, dann zieht er bedächtig an seiner Pfeife, schließlich explodiert er, zumindest verbal. Nach der 0:3-Niederlage der Volleyballerinnen des VT Aurubis am vergangenen Sonntag in Wiesbaden rechnete der Manager mit seiner Mannschaft ab: "Das war im höchsten Maße peinlich, katastrophal. Ich verlange mehr Engagement."

In dieser Woche nun schlug der 65-Jährige moderate Töne an: "Was gesagt werden musste, ist gesagt, jetzt geht es weiter." Und das schon am Sonntag. Mit den Roten Raben Vilsbiburg, dem deutschen Pokalsieger von 2009 und Meister von 2008, schlägt eine Mannschaft in der Arena Süderelbe auf (15 Uhr, Neumoorstück 1), mit der sich die Hamburgerinnen am Saisonende um einen der ersten drei Plätze in der Damen-Bundesliga streiten wollten. Das gelte noch immer, stellt Trainer Helmut von Soosten klar. Aus dem geplanten Spitzenspiel droht jetzt allerdings ein Nervenspiel zu werden. "Drei Niederlagen in den ersten fünf Saisonbegegnungen wären sicherlich eine zu viel", sagt von Soosten. Bisher hat Aurubis zweimal verloren. Eine weitere Pleite könnte auch beim Sponsor und Namensgeber Fragen auslösen, möglicherweise unangenehme für den Coach. Aurubis will mit seinen Volleyballerinnen deutscher Meister werden, und das möglichst bald.

Für das, was Kritiker einen Fehlstart nennen, hat von Soosten Erklärungen. Wichtige Spielerinnen waren lange verletzt, holten den Trainingsrückstand erst allmählich auf, die Mannschaft konnte sich dadurch nicht einspielen. Gegen Vilsbiburg droht Aurubis eine erneute Schwächung. Libera Lisa Rühl wird seit Donnerstag von einem Magen-Darm-Virus geschwächt.

Dass die Annahme des gegnerischen Aufschlags bisher nicht die erforderliche Stabilität und der eigene Angriff nicht die erwünschte Durchschlagskraft hatte, ist dem Trainer nicht verborgen geblieben. Von Soosten arbeitet an diesen Mängeln in jeder Übungseinheit, und in dieser Woche, glaubt er, "ist beim Training ein richtiger Ruck durch die Mannschaft gegangen". Da sei Feuer im Angriff drin gewesen und Sicherheit in der Annahme. "Die Tendenz geht ganz klar nach oben."

Besonders bei Lousiane Penha Souza. Die 24 Jahre alte Brasilianerin, die von Meister Schweriner SC kam, spielt im Konzept des Trainers eine zentrale Rolle. Sie wird hinten wie vorne am Netz gebraucht, eine Wirbelblockade hinderte sie vier Wochen lang, ihre Fähigkeiten zu entfalten. Jetzt ist sie wieder gesund, und an ihrer Dynamik soll das ganze Team genesen. "Darum haben wir sie geholt", sagt Lüders und lächelt verschmitzt. Bleibt zu hoffen, dass ihm das Grinsen am Sonntag nicht wieder vergeht.