HSV-Profis Bitter, Jansen und Schröder überzeugen beim Test für die EM 2010.

Hannover. Michael Kraus, der Kapitän aus Lemgo, zeigte stolz den silbernen Pokal, die Mannschaft applaudierte wie die 10 000 Fans in der ausverkauften Arena. Der 16. Handball-Supercup, der in Hannover endete, lässt die deutsche Nationalmannschaft hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. "Wir haben zwar auch Fehler gemacht, aber insgesamt haben wir gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", freute sich HSV-Torhüter Johannes Bitter, der beim überzeugenden 30:26 (16:12) gegen Europameister Dänemark mit neun Paraden zu den Matchwinnern zählte.

Auch an den ersten beiden Spieltagen war der Weltmeister von 2007 gegen Norwegen (30:25) und Schweden (30:30) ungeschlagen geblieben. Bundestrainer Heiner Brand freute sich über den Turniersieg, noch mehr über eine gelungene Vorbereitung auf die EM 2010 in Österreich (19.-31. Januar). "Das war noch mal eine deutliche Leistungssteigerung", sagte der 57-Jährige, "man hat gesehen, dass wir mit Begeisterung und Konzentration mit einer Weltklassemannschaft mithalten können."

Brand weiß, dass der Stellenwert des seit 1979 ausgetragenen Supercups gesunken ist, weil jedes Jahr entweder eine EM oder WM stattfindet. Vorrang hat das Testen, das Ausprobieren von Angriffs- und Abwehrformationen. "Es geht letztlich nicht um alles", erklärte Linksaußen Torsten Jansen, der gestern den 166. Einsatz für die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) verbuchte.

An Jansen lässt sich vielleicht am besten erzählen, warum die letzten Reserven bei einem solchen Turnier nicht mobilisiert werden: Am Ende der Saison zählt für den 32-jährigen Profi vom HSV Hamburg nun einmal nicht der Supercup, sondern das Abschneiden in der Meisterschaft, im DHB-Pokal und in der Champions League. "Wir haben die Dänen, die Weltklasse darstellen, gut in den Griff bekommen, aber wir dürfen diesen Sieg nicht überbewerten", sagte Jansen.

Die Testspiele haben für Brand dennoch einen Wert. Der Einsatz etablierter Kräfte wie Spielmacher Michael Kraus, Abwehrchef Oliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen), Rückraum-Ass Holger Glandorf (Lemgo) oder der drei Torleute Johannes Bitter (HSV), Carsten Lichtlein (Lemgo) und Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) für die EM in Österreich steht zwar außer Frage. Wie sich aber die nachstrebenden Talente in schwarz-rot-goldenen Farben präsentieren, daraus zieht Brand bei jedem Länderspiel wichtige Erkenntnisse. "Es ist etwas anderes, ob man im Klub aufläuft oder im Trikot der Nationalmannschaft", weiß der 339-malige Internationale Christian Schwarzer.

Brand gewann den Duellen derjenigen Spieler, die noch um ein EM-Ticket kämpfen, viel Positives ab. Er sah die Leistungssteigerungen von Christoph Theuerkauf (Magdeburg) und Manuel Späth (FA Göppingen), die hinter dem gesetzten (und derzeit verletzten) Lemgoer Sebastian Preiß verbissen um das zweite Kreisläuferticket kämpften. Der Auftritt des Göppinger Shooters Lars Kaufmann, der Pascal Hens (HSV) bei der EM auf der halblinken Position ersetzen soll, war mehr als passabel. Und auch HSV-Rechtsaußen Stefan Schröder sowie der Wetzlarer Halblinke Sven-Sören Christophersen, gegen Dänemark mit fünf Treffern bester Schütze, präsentierten sich gut in Form. "Sport ist Druck und Konkurrenzkampf", so Brand. "Ich kann nur in solchen Spielen sehen, wer der Stärkere ist." In Österreich zählt sein Team nach vollzogener Verjüngungskur nicht zu den Favoriten. Brand: "Wir sind auf Leidenschaft und Begeisterung angewiesen, um fehlende Erfahrung zu kompensieren."