Die erfolgreichen HSV-Handballer freuen sich über immer mehr Zuschauer. Ganz im Gegensatz zum Krisen-Klub Hamburg Freezers.

Hamburg. Erstmals in der siebenjährigen Geschichte des Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga werden in der Color-Line-Arena Teile des Oberrangs abgehängt. 4000 Karten sind verkauft, was die Einstellung des Minusrekords von 3987 Fans im Dezember 2002 gegen die Augsburger Panther verhindert, aber auch unterstreicht, dass die "Eisschränke" in der Gunst des Hamburger Publikums auf einen Tiefpunkt abgestürzt sind.

Was möglich ist, wenn sich sportlicher Erfolg und einfallsreiches Rahmenprogramm paaren, bewiesen vor drei Tagen die Handballer des HSV. Deren Bundesligapartie gegen Flensburg war mit 13 171 Zuschauern ausverkauft. Die Stimmung in der schmucken Spielstätte, die sich Ballwerfer und Puckjäger seit November 2002 teilen, erinnerte an die Anfangsjahre der Freezers, in denen das Volk in Scharen strömte, weil es beste Unterhaltung und guten Sport geboten bekam. Das ambitionierte Projekt der Etablierung zweier neuer Hometeams in einer Arena ist an einem Scheitelpunkt angekommen, an dem sich besichtigen lässt, wie sich Entwicklungen innerhalb weniger Jahre umkehren lassen.

Die Freezers haben es versäumt, in den fetten Jahren 2003 bis 2005 (siehe Kasten) die Basis für die Zeit nach dem Hype zu legen. Es gab keinen Plan für den Aufbau einer erfolgreichen Mannschaft. Schlüsselspieler wurden regelmäßig abgegeben, zu viele durchschnittliche Ausländer und zu wenige starke Deutsche verpflichtet; in einem Sport, dem durch mangelnde TV-Präsenz, seine Schnelligkeit und die Schutzkleidung seiner Protagonisten die Gesichter fehlen, war das fahrlässig. Nachdem auch der letzte Neugierige die Show erlebt hatte, fehlte der sportliche Anreiz, sich ein Freezers-Spiel anzuschauen. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Die Handballer hatten 2002 einen schwierigen Start. Die Freezers stahlen ihnen die Aufmerksamkeit, die Kosten für die mit Weltklassespielern besetzte Mannschaft konnten nicht gedeckt werden. Ende 2004 war der HSV Hamburg pleite. 4,15 Millionen Euro Schulden standen zu Buche. Dass es danach nicht nur weiter, sondern 2008 und 2009 bis in Halbfinale der Champions League ging, war dem Medizindienstleister Andreas Rudolph zu verdanken. Der Ahrensburger Unternehmer investierte in den vergangenen fünf Jahren 18,5 Millionen Euro in den Klub, dessen Präsident er seit Dezember 2004 ist. Gleichzeitig schaffte er Strukturen, die den Verein wirtschaftlich überlebensfähig machen. Seit dem deutschen Pokalsieg 2006 hat der HSV seine Sponsoren- und Zuschauereinnahmen um 50 Prozent auf zusammen sieben Millionen Euro gesteigert, heute unterstützen 99 Unternehmen den Klub. Der kontinuierlich gesteigerte sportliche Erfolg mit Stars zum Anfassen erwies sich als größtes Lockmittel. Dennoch: Ohne Rudolphs Finanzspritzen könnte der HSV nicht auf dem jetzigen Niveau um Titel spielen.

Ob beide Klubs fähig sind, sich finanziell selbst zu tragen, müssen sie in den kommenden Jahren noch beweisen. Rudolph will sein Engagement bei den Handballern (aktueller Etat: 8,5 Millionen Euro) ab Juli 2011 auf das eines normalen Sponsors herunterfahren. Die Freezers (Etat 2009/10: 7,0 Millionen) dürfen bis 2012 auf die Unterstützung ihres Eigners Anschutz Entertainment Group bauen, der die Color-Line-Arena Ende Oktober 2007 übernommen hatte und zunächst für fünf Jahre eine Bestandsgarantie abgab.

Arena-Chef Uwe Frommhold rechnet damit, dass es auch darüber hinaus mit Handball und Eishockey in Hamburg weitergeht. "Beide gehören fest zu unserem Programm, beide werden gleich behandelt", sagt Frommhold. Da sich die Hallenmiete an den Zuschauerzahlen orientiert, verfolgt auch er die Situation bei den Freezers mit Sorge: "Je erfolgreicher ein Team ist, desto besser ist es auch für uns. Dennoch stehen wir zu unseren Partnern, denn schlechte Zeiten gehören zum Sport dazu." Die Frage ist nur, wie lange sie dauern dürfen, bevor auch der letzte Funke Interesse von Fans und Unterstützern erloschen ist.

Stürmer Thorben Saggau (22) von Zweitligaklub Hannover Indians spielt ab sofort per Förderlizenz für die Freezers.