70 Spiele pro Saison sind zu viel - der französische HSV-Kapitän Guillaume Gille erwägt wie viele ältere Spieler, das Pensum zu reduzieren.

Hamburg. Es gibt Reisen, die würde man sich am liebsten sparen. Der Flug- und Bustrip der HSV-Handballer heute ins 530 Kilometer entfernte Elsenfeld am Untermain ist so eine. Dafür sollte das Pokalspiel am Abend (Anwurf: 20 Uhr) gegen den Turn- und Sportverein Obernburg, dem 16. der Zweiten Bundesliga Süd, ein Spaziergang ins Achtelfinale werden. Selbst HSV-Trainer Martin Schwalb, der immer Vorsichtige, warnt nicht, sondern mahnt nur: "Ich erwarte volle Konzentration."

Das ist leichter gesagt als getan. Mit Meisterschaft, Champions League, Pokal und Nationalmannschaft stehen für die meisten der Hamburger Handballer rund 70 Pflichtspiele in der Saison an. Da wundert es nicht, dass die Älteren unter ihnen beginnen, Abstriche an der Programmvielfalt vorzunehmen. Der momentan verletzte Kreisläufer Bertrand Gille (Teilabriss der Achillessehne) machte dieses Jahr den Anfang. Der 31-Jährige verzichtete im Januar auf seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Kroatien. Frankreich holte dennoch den Titel - mit Bruder Guillaume.

Jetzt denkt auch der 33-Jährige an eine Pause. Ob er bei der Europameisterschaft in Österreich (19. bis 31. Januar 2010) das französische Trikot überstreift, will er in den nächsten Wochen entscheiden. "Ich habe noch keinen Entschluss gefasst, ich tue mich damit schwer", sagt Gille. Die Lust, für sein Land zu spielen, streitet mit der Einsicht, Kopf und Körper für seinen Arbeitgeber zu schonen. Mit Frankreich wurden die Gilles Olympiasieger, Welt- und Europameister, mit dem HSV könnten die Brüder endlich die deutsche Meisterschaft und vielleicht sogar die Champions League gewinnen.

Den langen Sommerurlaub, den ersten seit zwei Jahren, hatte Guillaume Gille genossen. Sieben Wochen hatte er nicht an Handball gedacht, "ich brauchte dringend Abstand, sonst hätte ich nicht weiterspielen können", sagt er im Rückblick. Jetzt fühlt er sich frisch und gesund, obwohl kleinere Verletzungen ihn regelmäßig daran erinnern, dass seine Karriere immer öfter ihren körperlichen Tribut fordert. "Es ist nicht so, dass ich keine Probleme habe, hier und da schmerzt es, aber mir geht es viel, viel besser als in der vergangenen Serie", sagt er.

Pascal Hens macht keine Kompromisse mehr. Er hat Bundestrainer Heiner Brand für die EM abgesagt. Nach einem Jahr der Leiden will der 29-Jährige "nichts übertreiben. So gern ich auch für Deutschland spiele, die Gesundheit geht diesmal vor." Beim HSV aber ist der Nationalspieler im Ruhestand nach seiner Genesung bereits voll gefordert. Weil Blazenko Lackovic (28) nach dem gestrigen arthroskopischen Eingriff im rechten Knie wegen eines Einrisses des Außenmeniskus mindestens vier Wochen ausfällt, droht Hens häufiger auflaufen zu müssen als geplant. "Wir werden ihn mit Augenmaß einsetzen", verspricht Trainer Schwalb.

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