Im Februar noch ohne Cockpit hat der Brite nun schon nach dem vorletzten WM-Lauf den Titel sicher.

São Paulo. Nach seinem Coup genoss Triumphator Jenson Button die Champagner-Dusche, verbeugte sich immer wieder und reckte beide Fäuste in den Himmel. Mit einer weltmeisterlichen Aufholjagd hatte sich der Brite beim packenden Großen Preis von Brasilien vorzeitig die Weltmeisterkrone in der Formel 1 gesichert und Sebastian Vettels minimalen Titeltraum zerstört. "We are the Champions", brüllte Button nach Überqueren der Ziellinie auf Rang fünf überglücklich. Der trotz großartigen Kampfes nur viertplatzierte Heppenheimer Vettel gratulierte seinem BrawnGP-Widersacher sichtlich niedergeschlagen: "Jenson hat die meisten Punkte gesammelt. Glückwunsch, mehr gibt es nicht zu sagen." Mit Vettels Teamkollegen Mark Webber gewann am Sonntag in São Paulo der falsche Red-Bull-Pilot.

Button profitierte bei seinem Titel-Triumph auch von seinem schwächelnden Teamkollegen Rubens Barrichello, der die Poleposition nicht zum lang ersehnten Heimsieg nutzen konnte und sich nach einem Plattfuß kurz vor Schluss mit Rang acht begnügen musste. Button lieferte dagegen mit seinem fünften Platz Maßarbeit ab. "Die letzten Rennen waren etwas stressig", räumte der 29-Jährige ein. "Aber dieses Rennen war der perfekte Weg, Weltmeister zu werden. Alle Erinnerungen, die guten und die schlechten, gehen dir jetzt durch den Kopf. Es ist großartig, hier als Champion zu sitzen. Ich habe es verdient. Das war das beste Rennen meines Lebens."

Der Brawn-Mercedes-Pilot mit dem Playboy-Image strafte mit seinem beherzten Auftritt im Autódromo José Carlos Pace alle Kritiker Lügen, die ihm angesichts zuletzt bescheidener Leistungen unterstellt hatten, im Finale Nerven zu zeigen. Aggressiv und präzise raste er von dem scheinbar aussichtslosen Startplatz 14 in die Punkte und zum Titel. BrawnGP sicherte sich als Krönung zudem schon vor dem Saisonfinale am 1. November auch den Konstrukteurs-Titel.

"Ich bin so voller Gefühle. Das ist wirklich emotional. Mein Herzschlag war wirklich wahnsinnig hoch, ich hatte nur ein Glas Rotwein", sagte Papa John Button tief bewegt. "Jenson wollte diesen Traum immer wahr machen. Jetzt ist er Weltmeister - für immer." Für seinen Sohn, der noch im Februar arbeitslos gewesen war und dann mit dem zunächst unterschätzten Team von Superhirn Ross Brawn zu Saisonbeginn von Sieg zu Sieg eilte, wird die Rennpremiere in Abu Dhabi in zwei Wochen zum entspannten Schaulaufen.

Vettels vage Chancen auf den Titel waren bereits im sintflutartigen Regen am Sonnabend in der Qualifikation regelrecht untergegangen. Weil ihn sein Team zum falschen Zeitpunkt auf die überflutete Strecke schickte, schied er schon in der ersten K.-o.-Runde aus. "Ich habe heute meinen Freischwimmer gemacht, bin mehr geschwommen als gefahren", sagte Vettel mit Galgenhumor. In der Aufwärmrunde am Sonntag dann der nächste Schock: Am Red Bull fiel ein Beutel mit Trockeneis heraus; das Auto musste am Kühlungsschacht geklebt werden.

Gleich nach dem Start ging es dann kräftig zur Sache und es gab jede Menge Kleinholz. Adrian Sutil, der sich nach Position drei Hoffnungen auf den ersten Podestplatz machen durfte, schied nach einer Kollision mit Jarno Trulli im "Senna S" in der ersten Runde aus. "Ich hab plötzlich einen Schlag gekriegt und die Kontrolle verloren", schilderte der Force-India-Pilot aus Gräfelfing seinen Blitz-K.-o. Kimi Räikkönen und beide McLaren-Mercedes mussten nach "Feindberührung" zur Reparatur an die Box. Als Heikki Kovalainen mit dem Tankrüssel am Silberpfeil zu früh lospreschte, verwandelte sich Räikkönens dahinter folgender Ferrari kurz in einen Feuerball. Um des Chaos Herr zu werden, neutralisierte das Safety Car das Feld. Nico Rosberg schied in der 27. von 71 Runden aus. "Es war ein Getriebeproblem, sonst wären wir weit nach vorne gekommen", bedauerte der Williams-Pilot aus Wiesbaden. BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld (Mönchengladbach) musste vier Umläufe früher wegen Problemen an der Tankanlage aufgeben.