Das befürchtete Doping-Nachbeben zur Tour de France 2008 ist ausgeblieben, aber die Zweifel an der Sauberkeit des französischen Nationalheiligtums bleiben.

Paris. Zwar verkündete Pierre Bordry, Chef der nationalen Antidoping-Agentur AFLD, gestern: "Die 17 Nachkontrollen waren negativ." Aber so richtig zufrieden war der Oberkontrolleur bei seiner Pressekonferenz in Paris nicht. Zu sehr stört sich Bordry am UCI-Testprogramm bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt, bei der den Fahndern kein einziger Dopingsünder ins Netz gegangen war. "Das war nicht alles so, wie es sein sollte", kritisierte der AFLD-Chef mit Blick auf den Radsport-Weltverband UCI. Wichtige Regeln seien nicht eingehalten worden.

Auch wenn Bordry nicht mit neuen Dopingfällen zur Tour 2008 aufwartete, so war zumindest seine Mängelliste für die diesjährige "Große Schleife" lang. Er kritisierte eine zu große Nähe der UCI-Kontrolleure zu den Fahrern, Zeitverzögerungen bei den Tests, einen schlechten Umgang mit den Proben und eine bevorzugte Behandlung des Astana-Teams um Gesamtsieger Alberto Contador und Superstar Lance Armstrong. Er verstehe nicht, warum die Tour-Verantwortlichen nicht das machten, wozu sie sich verpflichtet hätten, sagte Bordry.

UCI-Präsident Pat McQuaid wetterte am Rande des IOC-Kongresses in Kopenhagen gegen Bordry und dessen Pariser "PR-Aktion". "Ich bin nicht erleichtert über die Ergebnisse, denn das Verhalten der AFLD und von Herrn Bordry war absolut inakzeptabel", schimpfte McQuaid. Bordry hätte sich mit der UCI zusammensetzen müssen, "bevor er an die Öffentlichkeit geht und eine negative Stimmung auslöst". Im kommenden Jahr werde man mit Bordry und dessen Team nicht mehr zusammenarbeiten.