Der Nationalspieler vom HSV Handball über den Zweikampf mit Kiel, die neuen Spieler und die Meisterchancen und Launen seines Teams.

Abendblatt:

Herr Bitter, der Titel Botschafter der Stiftung Mittagskinder ist nach dem Supercup bereits Ihr zweiter in dieser Saison. Werden weitere hinzukommen?

Johannes Bitter:

Mal schauen. Im Moment läuft es ganz ordentlich. Wenn Pascal Hens und Bertrand Gille wieder fit sind, werden wir hoffentlich lange oben mitspielen. Das Potenzial ist da, wir dürfen nur die leichten Auswärtspunkte nicht mehr abgeben. Der Sieg bei Großwallstadt war ein guter Anfang, letztes Jahr haben wir dort noch verloren.

Abendblatt:

Auch gegen Ihren ersten Heimspielgegner Melsungen hat sich der HSV schwergetan. Woher kommt die Zuversicht?

Bitter:

Wir haben jetzt noch mehr Qualität im Kader. Domagoj Duvnjak und Igor Vori bringen viel Erfahrung mit und sind auch charakterlich sehr gerade Typen. Das sind keine Handballkünstler, die bringen immer ihr Ding.

Abendblatt:

War der HSV etwa in der Vergangenheit zu verspielt, eine launische Diva?

Bitter:

Es gab Tage, an denen es nicht zusammenpasste und man es einfach nicht mehr herumreißen konnte. Auf keinen Fall sollten wir noch einmal den Fehler machen, die Stärke des Gegners vorher abzuwägen. Wir müssen einfach immer voll reingehen. Die beiden Neuen geben uns da noch mehr Halt. Eine Niederlage wie im Pokalhalbfinale gegen Gummersbach würde uns, glaube ich, nicht mehr passieren.

Abendblatt:

Sie haben im Supercup Kiel förmlich von der Platte gefegt. Hat sich da ein Machtwechsel vollzogen?

Bitter:

Schön wärs! Man sollte den Supercup nicht zu hoch bewerten. Die Kieler haben inzwischen in Melsungen mit zehn Toren Differenz gewonnen und auch gegen die Rhein-Neckar Löwen durchaus beeindruckt. Die werden weiter ganz oben mitspielen. So wie drei, vier weitere Vereine ...

Abendblatt:

... und am Ende gewinnen immer die Kieler. Warum war das zuletzt immer so?

Bitter:

Sie haben ein entsprechendes Selbstverständnis. Wenn man alles gewonnen hat, hat man auch das Selbstvertrauen, einmal ein Spiel wegzuschenken. Bei uns knackst ein Misserfolg viel mehr an der Psyche. Aber wir sind auf einem guten Weg, uns dieses Selbstverständnis zu erarbeiten.

Abendblatt:

Sie sind seit zwei Jahren in Hamburg. Wie hat sich der Handballstandort entwickelt?

Bitter :

Sehr positiv. Es gab Spiele - das knapp verlorene Champions-League-Halbfinale gegen Ciudad Real, der Sieg in Kiel -, die den Verein prägen und uns neue Fans bescheren. Dieses Jahr wollen wir die 10 000-Zuschauer-Marke knacken. Und dass ein Unterbau im Nachwuchs heranwächst, ist auch für uns wichtig: Wir treten nicht mehr nur als Profimannschaft auf, sondern als Verein.

Abendblatt :

Bei den Transfers sind inzwischen Millionenbeträge im Spiel. Wie denken Sie darüber?

Bitter :

Schon Wahnsinn, welche Dimensionen da erreicht wurden. Als ich 2003 nach Magdeburg wechselte, bekam Wilhelmshaven 30 000 oder 40 000 Euro, praktisch eine Ausbildungsvergütung. Trotzdem glaube ich, dass diese Summen nicht die Regel sein werden, sondern eine Ausnahmesituation vorlag.

Abendblatt:

Die Bundesliga hat im internationalen Vergleich noch einmal kräftig aufgerüstet.

Bitter :

Viele haben das Potenzial erkannt. Der FC Barcelona ist sicher ein toller Verein, aber wenn man bei zwölf von 15 Heimspielen nur 300 Zuschauer hat, werden sich einige fragen, ob das wirklich den Spaß bringt, den man als Sportler haben kann. Der ist in Deutschland garantiert.

Interview: Achim Leoni

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