Die Welt des Sports bietet so einige Kuriositäten. Abendblatt.de stellt einige der absurdesten Sportarten vor - los geht es mit “Zwergenwerfen“.

Australien ist für seine 21 Millionen Einwohner eigentlich ein viel zu großes Land. Bei einer Bevölkerungsdichte von 2,7 Einwohnern pro km⊃2; kann es einem schnell langweilig werden. In einem dieser tristen Momente - mit viel zu wenig Freunden, dafür mit viel zu viel Alkohol - muss ein einsamer Australier auf die moralisch fragwürdige Idee gekommen sein, kleinwüchsige Menschen durch die Gegend zu werfen – das Zwergenwerfen war geboren.

Die Regeln sind einfach wie stumpf: Ein im Idealfall körperlich starker Mann packt einen kleinwüchsigen Mann und versucht, diesen soweit wie möglich zu werfen. Immerhin trägt der Kleinwüchsige dabei eine spezielle Schutzkleidung und wird auf eine gepolsterte Matte geworfen, um Verletzungen vorzubeugen. Die erste mehr oder weniger offizielle Weltmeisterschaften, die „Dwarf Throwing World Championships“, fanden 1986 statt. Größe und Gewicht des Geworfenen sind übrigens irrelevant – Hauptsache kleinwüchsig. Der Weltrekord liegt bei immerhin 3,88 m.

Früher war dieser „Sport“ vor allem eine Attraktion auf Jahrmärkten. Mittlerweile findet dieses groteske Schauspiel in erster Linie in Bars, Discotheken oder Stripteaselokalitäten statt – quasi als Unterhaltungszubrot für die alkohol-affine Gesellschaftsschicht.

Was unseren australischen Freunden im Gerstensaft-Rausch großen Spaß macht, finden international viele Menschen nicht so richtig lustig und sportlich schon gar nicht. So haben in diversen Ländern mehrere Menschenrechtsorganisationen und Organisationen kleinwüchsiger Menschen durchgesetzt, das Zwergenwerfen zu verbieten. In Kanada wurde es 2003 offiziell verboten. Wer das Gesetzt bricht und trotzdem kleine Menschen durch kanadische Landschaften wirft, muss 5000 kanadische Dollar Strafe zahlen oder darf sich alternativ sechs Monate im Gefängnis einquartieren. Unsere französischen Nachbarn konnten dem Treiben ebenfalls nichts abgewinnen und selbst die UN-Menschenrechtskommission hat dem französischen Gesetz des Zwergenwurf-Verbots grünes Licht gegeben. Im US-Bundesstaat Florida konnten Mitglieder der Organisation „Little People of America“ die Justiz 1989 davon überzeugen, das Zwergenwerfen zu verbieten.

Was die meist normalwüchsigen Beamten in den Gerichten dieser Welt für eine Wohltat gegen Diskriminierungen halten, ist gerade manchen Kleinwüchsigen ein Dorn im Auge. Schließlich verdienen sie damit häufig gutes Geld. Schreibt eine Bar einen derartigen Wettbewerb aus, können sich die Kleinwüchsigen melden und werden teilweise fürstlich entlohnt. Der „Geworfene Zwerg“, so die offizielle Berufsbezeichnung, kann während einer Wurf-Tour mitunter sechsstellige Summen einstreichen.

Der Amerikaner David Flood mit einer Körpergröße von 91 cm, hat in Florida beim Staatsgerichtshof Klage eingereicht – wegen Diskriminierung. Eine Verletzungsgefahr sei durch seine Schutzkleidung quasi ausgeschlossen und entwürdigend ist das Zwergenwerfen schon mal gar nicht. Viel entwürdigender sei es, den Kleinwüchsigen eine Einnahmequelle zu verbieten und sie sogar aus dem Erwerbsprozess auszugrenzen. Bleibt zu hoffen, dass Flood seinen Sport, der zugleich gutes Geld in seine Kassen spült, weiter ausüben darf und dass die Australier auch in Zukunft die Sportwelt mit absurden Ideen bereichern.