Zwei hübsche Jungs, die mit einem Ball im Sand spielen, dabei braun brutzeln, sich von Mädels anschmachten lassen und dafür auch noch Kohle kriegen. Was für ein Leben! Das ist Beachvolleyball, könnte man sagen und Jux und Dollerei meinen.

Hamburg/Timmendorf. Weder dem Sport, noch Jonas Reckermann (30) und Julius Brink (27) würde man damit gerecht werden - und schon gar nicht ihrer Leistung.

Sportlich gesehen ist es die Beziehung der Saison. Gerade mal so lange spielen der Leverkusener Brink (1,86 m) und der Kölner Reckermann (2,01 m) erst zusammen. Und haben sich schon an alle Spitzen der Beachvolleyball-Ranglisten geschmettert, geblockt und gebaggert: In der Welt, in Europa, in Deutschland. Auf jedem ersten denkbaren Platz findet man nur noch zwei Namen: Reckermann und Brink, Germany.

An diesem Wochenende spielen sie in Timmendorf um die deutsche Meisterschaft. Mit Lichtschutzfaktor 20 (Jonas) und rasiertem Rücken (Julius) gingen die Turnierfavoriten gestern an den Start. Nach 40 Minuten klopften sie sich den Sand von den Beinen, verließen den Platz. Ergebnis: 2:0 (21:15, 21:9). Jan Günther und Sebastian Prüsener (Leipzig/Königs Wusterhausen) hatten das Nachsehen. Kurze Zeit darauf folgte der nächste Sieg und der Einzug in Runde drei.

Wer sind die Sandhelden Reckermann und Brink? Höchst unterschiedlich sind sie, auf den ersten Blick: Julius, der 27-jährige Sportsoldat, der schrille Beach-Beckham, der nach 14 Espressi problemlos zwölf Stunden schlafen kann, ständig rote Karten für Motzen auf dem Platz bekommt und eher für Unterwäsche als für Bier Werbung machen würde. Und Jonas, 30 Jahre alt, Lehramtsstudent, Typ ruhiger Analytiker, der Angeln geht, um sich zu entspannen, und eher Werbung für alkoholfreies Bier als für Unterwäsche machen würde.

Über das Bad- und Good-Boy-Image frozzeln sie selbst ständig. "Natürlich stimmt das!", sagt Jonas. "Während Julius mit Schaum vorm Mund den Schiri vom Bock holt, errechne ich mit Taschenrechner und Bernoulli-Formel, in welches Planquadrat der nächste Aufschlag muss - Windparameter und Chaos-Theorie mit eingerechnet."

Erfolgreich macht das Team aus Abwehr-Spezialist Julius und Block-Profi Jonas hartes Training, außerhalb der Saison bis zu drei Stunden täglich, Ehrgeiz und Professionalität. "Wir haben unser Leben diesem Sport verschrieben", sagt Julius. Nichts dran am Beach-Boy-Image?"Eine Turnierparty haben wir in dieser Saison noch nicht gesehen", entgegnen Julius Brink und Jonas Reckermann, die auch privat als Doppel auftreten - wenn auch nicht gemeinsam: Julius ist seit fünf Monaten frisch verliebt. Architekturstudentin Verena lernte er im Trainingslager auf Fuerteventura kennen. Jonas ist seit knapp zwei Jahren mit Physiotherapeutin Katja, der Schwester eines Freundes zusammen.

Sorry, Mädels.

Dennoch müssen Jonas Reckermann und Julius Brink nicht um Aufmerksamkeit fürchten, im Gegenteil. "Nach dem WM-Erfolg haben uns viele Medien-Anfragen erreicht, was dazu geführt hat, dass der Sport mehr und anders wahrgenommen wird", freut sich Reckermann.

Gleichzeitig bemühen sich weitere Sponsoren um das Team. "Wir haben langfristige Verträge mit Appel Feinkost, aber es gibt auch neue Anfragen", sagt Brink.

Neben Sponsorengeldern haben er und Reckermann in dieser Saison 274 000 US-Dollar Preisgeld verdient. Für den WM-Titel vor einigen Wochen gab es 30 000 Dollar. Dennoch sei ihnen der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen, sagen sie. Vielmehr habe er ihnen Selbstbewusstsein und Zuversicht gegeben, auch für neue Ziele. "An der Technik und der Taktik gibt es immer was zu tun." Erfolg sei schließlich immer nur eine Momentaufnahme.

Die Europameisterinnen Sara Goller und Laura Ludwig (Berlin) haben als erstes Team das Halbfinale erreicht. Sie gewannen in der dritten Runde gegen Stephanie Pohl/Okka Rau (HSV) 2:0 (21:18, 21:14).