Den gestrigen Tag werde ich sicher nie vergessen. Meine erste Weltmeisterschaft, mein erster Auftritt im Olympiastadion - das muss man einfach erlebt haben!

Schon beim Einlauf ist es mir kalt und warm den Rücken heruntergelaufen. Und als dann mein Name genannt wurde und es richtig laut wurde, dachte ich nur: Bleib jetzt bloß cool.

Was soll ich sagen? Es hat geklappt. Ich bin richtig gut aus dem Startblock gekommen, sauber über die ersten Hürden gesprungen. Mit jeder einzelnen wurde es lauter, aber ich bin locker und schön weitergelaufen - bis zur letzten Hürde. An der habe ich wohl den Sieg und eine bessere Zeit als 13,66 Sekunden vergeben. Mensch, was soll's? Ich bin im Halbfinale! Es gibt sicher nicht viele WM-Neulinge, die das von sich behaupten können. Ganz nebenbei habe ich auch den Olympiasieger und Weltrekordler Dayron Robles aus Kuba um eine Hundertstelsekunde hinter mir gelassen. Allerdings klagte er später über eine Oberschenkelverletzung im linken Bein. Sein Start im heutigen Halbfinale ist unklar.

Mein Ziel hier in Berlin habe ich schon erreicht. Was jetzt noch kommt, ist Zugabe. So viel kann ich Ihnen für heute, 18.31 Uhr, versichern: Es ist noch deutlich Luft nach oben. So früh am Morgen geht bei uns Hürdensprintern noch nicht so viel, dazu kam der leichte Gegenwind - optimale Bedingungen sehen anders aus. Meine Renntaktik kann ich Ihnen auch verraten: voller Angriff! Nicht nach rechts schauen und nicht nach links, wo Robles nebenan unterwegs sein wird, wenn er fit ist. Wenn es dann zu einem der ersten beiden Plätze oder über die Zeit fürs Finale um 20.55 Uhr reichen sollte ... Nein, ich fange jetzt nicht an zu träumen. Besonders freut mich natürlich, dass es mein Zimmerkollege Alexander John auch ins Halbfinale geschafft hat. Das werden wir gebührend feiern. Aber erst heute Abend.