Zumindest körperlich sind Johannes Babendererde und Timo Jacobs schon jetzt echte Größen. Die beiden Segler vom NRV Hamburg messen jeweils an die zwei Meter. Dass sie auch großen Sport abliefern können, bewiesen die Youngster spätestens mit ihrem fünften Platz vor drei Wochen bei der im Rahmen der Rolex Baltic Week ausgetragenen Starboot-Europameisterschaft in Kiel, wo sie die versammelte nationale Elite hinter sich ließen.

Hamburg. "Es war ein großartiges Gefühl, die Älteren ein wenig zu ärgern", sagt der 25 Jahre alte Steuermann Babendererde. "Jetzt unterschätzt uns wahrscheinlich keiner mehr." Erst seit Februar sitzt der gelernte Schifffahrtskaufmann mit Vorschoter Jacobs (26) in einem Boot. Dass es nach einem halben Jahr schon so gut laufen würde, hätten die Nachwuchshoffnungen selbst nicht gedacht. "Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, uns bis 2011 in der Weltspitze zu etablieren."

In zwei Jahren findet vor Perth in Australien die entscheidende Regatta im Kampf um die Qualifikation für die Olympischen Spiele statt. London 2012 ist das große Ziel. Um das einzige deutsche Ticket in der ältesten, bereits seit 1932 olympischen Bootsklasse zu erobern, müssten sie sich allerdings im Vorfeld wieder gegen arrivierte Duos wie die NRV-Vereinskollegen Robert Stanjek/Markus Koy (zuletzt EM-Sechste) durchsetzen.

Fürs erste geben sich die neuen Stars im Star aber noch mit bescheideneren Ansprüchen zufrieden, wollen bei der am Sonntag vor dem schwedischen Varberg beginnenden Weltmeisterschaft zunächst den Sprung in den deutschen B-Kader schaffen, was eine Platzierung im Gesamtklassement unter den ersten 16 bedingen würde. "Es wird sicher auch mal einen Rückschlag für uns geben", glaubt Industriekaufmann Jacobs. "Aber es muss ja nicht gleich kommende Woche sein."

Ihre größte Stärke sehen Babendererde und Jacobs in ihrer Eigenmotivation. Keiner von beiden sei in eine Karriere als Leistungssportler hineingepresst worden. Außerdem ergänzen sich die Athleten an Bord optimal. Während Babendererde schon mal lauter wird, glättet Jacobs eher die Wogen. Obwohl sie beide aus Lübeck stammen, kannten sich der "Ehrliche" (Babendererde über Jacobs) und der "Ehrgeizige" (Jacobs über Babendererde) vor ihrer Crew-Partnerschaft eher flüchtig. Mittlerweile sei eine echte Freundschaft entstanden, die es auch braucht, um 200 Tage im Jahr gemeinsam unterwegs zu sein.

Bei einem erfolgreichen WM-Abschneiden gäbe es für die beiden Singles auch mal wieder einen Grund zum Weggehen ohne Gewissensbisse. Von den Vorzügen der in der Nähe von Göteborg gelegenen WM-Stätte konnten sie sich schon während eines Trainingslagers überzeugen. "Varberg ist ein Touristenort. Da brennt die Luft", berichtet Jacobs. "Natürlich sind wir auch mal los, um Völkerverständigung mit den Schwedinnen zu betreiben." Deren Landsmänner sollten also besser aufpassen: Auf dem Wasser wie an Land.

Toller Segelsport wird auch in Hamburg geboten. Auf der Außenalster beginnt am Sonnabend (13 Uhr) die 24-Stunden-Regatta des Akademischen Segler-Vereins und des Hochschulsports. Auf der Elbe vor Blankenese fallen am Sonnabend (11 Uhr) die Entscheidungen bei den deutschen Meisterschaften der Taifun- und IC-Klasse.