Ein wie entfesselt fahrender Alberto Contador hat seinem großen Rivalen Lance Armstrong beim ersten Schlagabtausch in den Alpen eine bittere Lehrstunde erteilt und das Gelbe Trikot in beeindruckender Manier an sich gerissen.

Verbier. Der spanische Kletterkönig stürmte als Erster die Skistation in Verbier hinauf, knöpfte dem schwer mitgenommenen Astana-Kollegen Armstrong 1:33 Minuten ab und stieß damit den Italiener Rinaldo Nocentini vom Thron der 96. Tour de France.

"Ich habe gelitten. Ich war schon am Beginn des Anstiegs fast am Limit und konnte Albertos Antritt einfach nicht folgen. Er ist der beste Fahrer des Feldes", sagte Armstrong. Sein Rivale Contador, Toursieger von 2007, sorgte nicht nur für das Glanzlicht auf der 207,5 km langen Alpenetappe, sondern womöglich für die Vorentscheidung in der Gesamtwertung.

Die Entscheidung fiel 5,7 km vor dem Ziel, als Contador eine Attacke setzte und alle Favoriten stehen ließ. Armstrong konnte - oder wollte - nicht kontern und hatte schon einen Kilometer später einen Rückstand von über einer halben Minute. Am Ende wurde er Neunter. Den zweiten Platz hinter Contador sicherte sich der Luxemburger Andy Schleck mit einem Rückstand von 42 Sekunden und übernahm damit das Weiße Trikot des besten Jungprofis von Tony Martin. Andreas Klöden landete als bester Deutscher auf Platz acht.

In der Gesamtwertung liegt Contador nun 1:37 Minuten vor Armstrong und 1:46 vor Bradley Wiggins (Großbritannien).

Vor dem Start in Pontarlier hatte das Peloton eine Schweigeminute eingelegt. Am Sonnabend war bei einem Unfall eine 61-jährige Frau ums Leben gekommen. Die Zuschauerin war beim Wechseln der Straßenseite frontal von einem Polizeimotorrad, das mit rund 90 km/h unterwegs war, erfasst worden. Nach ersten Ermittlungen lag kein Verschulden des Polizisten vor.

Anschließend rutschte das Gefährt noch in zwei weitere Zuschauer hinein, beide schweben aber nicht in Lebensgefahr.

Am Freitag hatte erst der Luftgewehr-Angriff auf den dreimaligen spanischen Weltmeister Oscar Freire und den Neuseeländer Julian Dean für Aufregung gesorgt. Freire wurde beim Anstieg zum Col du Bannstein am Oberschenkel, Dean am Zeigefinger der linken Hand getroffen. Beide konnten die Tour aber fortsetzen. Die Polizei fahndet nach zwei Jugendlichen im Alter von 16 oder 17 Jahren.

Tour-Etappensieger Heinrich Haussler erteilte unterdessen dem Bund Deutscher Radfahrer eine Absage für die Straßenweltmeisterschaften Ende September in Mendrisio. Das Rennen stehe "nicht in seinem Plan", sagte Cervelo-Teammanager Thomas Campana der "Süddeutschen Zeitung". Haussler will künftig für sein Geburtsland Australien starten.