Er ist kein Mann der großen Gefühle. Doch eine gewisse Aufregung wollte Mischa Zverev gestern nicht verleugnen. Immerhin musste der 21 Jahre alte Tennisprofi beim Team-Dinner vor dem morgen beginnenden Daviscup-Viertelfinalmatch zwischen Spanien und Deutschland eine Rede halten.

Marbella/Hamburg. Die Pflicht, in englischer Sprache ein paar Worte an Kollegen und Kontrahenten zu richten, obliegt immer dem jüngsten Neuling, und da der Hamburger zwei Jahre jünger ist als der Ravensburger Andreas Beck, der in der Stierkampfarena von Marbella ebenfalls debütieren wird, musste er herhalten.

Seine Rede ist in diesen Tagen freilich das Einzige, was den gebürtigen Moskauer in Wallung versetzt. Sein bevorstehender erster Einsatz für die Auswahl von Patrik Kühnen sorgt bei dem stets ruhig und gelassen auftretenden Weltranglisten-47. für Vorfreude, von Aufregung verspüre er jedoch nichts. "Natürlich ist das der Höhepunkt meiner Karriere. Aber ich bin ja nicht zum ersten Mal auf der Tour unterwegs, und der Unterschied zu einem normalen Turnier ist nicht so groß", sagt er.

Die Stimmung im Team, zu dem neben Beck und Zverev noch der Augsburger Philipp Kohlschreiber und Nicolas Kiefer (Holzminden) zählen, beschreibt Zverev als "locker und entspannt". Natürlich sei Deutschland trotz der verletzungsbedingten Ausfälle der beiden spanischen Topspieler Rafael Nadal und David Ferrer klarer Außenseiter, immerhin könne der Gastgeber auf Topspieler wie Fernando Verdasco, Tommy Robredo, Feliciano Lopez und Juan Carlos Ferrero zurückgreifen. "Aber wir gucken nicht so darauf, was die anderen machen, sondern konzentrieren uns auf uns", sagt er.

Welche Spieler die Einzel bestreiten, wird Kühnen heute bei der Auslosung bekannt geben. Zverev hat die Hoffnung auf einen Solo-Start noch nicht ganz aufgegeben, rechnet jedoch damit, am Sonnabend im Doppel an der Seite von Kiefer sein Debüt geben zu dürfen. "Wir haben beim World Team Cup im Mai in Düsseldorf unsere vier Spiele gewonnen. Deshalb hoffe ich, dass Patrik auf uns setzt", sagt er. Überhaupt habe das Team-Event im Rochusclub viel dazu beigetragen, dass er in Spanien so unaufgeregt auftreten kann. "Das war ein perfekter Einstieg. Ich fühle mich dadurch jetzt schon wie ein fester Teil des Teams." Eines Teams, das ohne Leitwolf auskomme. "Wenn ich Fragen habe, gehe ich zu Nicola, weil der die meiste Erfahrung hat. Aber geleitet werden müssen wir nicht. Jeder weiß, worauf es ankommt. Wir müssen es nur umsetzen", sagt er. Sollte es zu einer Überraschung reichen, würde auch ein kontrollierter Mensch wie Zverev Gefühle zeigen.