Wenn ein Vater sein neugeborenes Kind in den Händen hält, erscheint in der Regel alles um ihn herum in einem anderen Licht.

Hamburg. Michael Green kennt dieses Gefühl, schließlich wurde der Welthockeyspieler des Jahres 2002 vor wenigen Wochen bereits zum dritten Mal Papa. Vielleicht kann der 37-Jährige deshalb auch mit dem Bundesliga-Abstieg seines Harvestehuder THC, dem ersten nach 23 Jahren, etwas gelassener als manch einer seiner Mannschaftskollegen umgehen. Nachdem am Sonntag viele HTHC-Spieler ob des K.o. zwei Minuten vor Schluss fassungslos weinend auf dem Düsseldorfer Kunstrasen gelegen hatten, wirkte Green am Tag darauf jedenfalls schon wieder sehr gefasst. Er sei natürlich traurig, erklärte der Defensivspezialist, allerdings schaue er nach vorne. Für ihn bedeutet dies vor allem, sich um seinen kleinen Sohn Tim zu kümmern, der jetzt neben dem Job als Orthopäde am AK Eilbek seine Aufmerksamkeit braucht.

Den Hockeyschläger wird der gebürtige Braunschweiger Stand heute in die Ecke stellen. Nach 17 Jahren beim HTHC soll Schluss sein. Der Doktor hat in dieser Zeit einiges erlebt. Er wurde Welt- und Europameister, Europacupsieger, deutscher Meister. Einen Abstieg im Feldhockey musste er dagegen nie hinnehmen. Der Zeitpunkt zum Aufhören ist daher denkbar schlecht. Auch deshalb hält sich Green noch ein Hintertürchen offen und spricht von einer vorläufigen Entscheidung. Wie viele andere Spieler den Gang in die zweite Liga nicht mit antreten werden, ist noch ungewiss. Talente wie U-21-Weltmeister Moritz Fuhrmann oder der im erweiterten A-Kader stehende Tobias Lietz dürften dankbare Abnehmer finden. "Egal wie viele man an Bord halten kann, der Wiederaufstieg ist schwierig", sagte Green. "Aber das haben wir uns nicht erst in Düsseldorf eingebrockt."

Aus Sicht des Routiniers spielte das Team von Trainer Simon Letchford über die gesamte Saison zu inkonstant. Dem britischen Coach, der erst seit Beginn der Saison für den HTHC tätig ist, macht Green keinen Vorwurf. Er habe gute Arbeit geleistet. "Die Liga ist eng", sagte Green, "und bei einem Modus mit Abstiegsrunde war es absehbar, dass es für uns auch mal schiefgehen könnte." Jetzt müsse sich die Mannschaft eben neu organisieren und orientieren. Er selbst werde dem Klub in jedem Fall verbunden bleiben. Seine älteste Tochter Linda hat an der Barmbeker Straße gerade mit dem Hockeyspielen angefangen. Für sich selbst könnte er sich eine Rolle als Ärztlicher Betreuer des neuformierten Zweitliga-Teams vorstellen. So hätte Green auch die Möglichkeit, erneut bei einer Geburt dabei zu sein, bei der "Wiedergeburt" der Herren des Harvestehuder THC.