Eddy Merckx, Bjarne Riis und zig andere Veteranen der Tour de France wurden von Prinz Albert II. zum Charity-Radeln an eingeladen.

Monte Carlo. Die Vergangenheit hat lachende Gesichter. Viele sind von Falten durchzogen, und manche sehen an diesem Freitagnachmittag schon vor dem Start ein bisschen müde aus in der üblen Hitze von Monte Carlo. Doch Stolz blitzt in ihren Augen.

Die Gesichter gehören Eddy Merckx, Richard Virenque, Bjarne Riis und zig anderen Veteranen der Tour de France. Prinz Albert II. hat sie zum Charity-Radeln an den Hafen des Fürstentums eingeladen. "World Stars Cycling Criterium" heißt sein Treffen zu Gunsten unterprivilegierter Kinder. Unangenehme Fragen muss hier keiner der Gestrigen befürchten, viele von ihnen waren zu aktiver Zeit nicht eben Kinder von Traurigkeit, wenn es um pharmazeutische Aufbesserung der Leistungsfähigkeit ging.

Im Grunde fehlt bei dieser bizarren Reise in die Vergangenheit nur einer: Lance Armstrong. Doch der hat anderes zu tun. Die Tour möchte er in diesem Jahr zum Beispiel zum achten Mal gewinnen - wenngleich das längst nicht alles ist, was er will. Am Abend zuvor war Armstrong am Port Hercules dem Publikum präsentiert worden und hatte Beifallsstürme für sein Comeback nach vier Jahren geerntet.

Mehr als 250 Millionen US-Dollar hat seine Stiftung "Livestrong" seit 1997 gesammelt, etliche Projekte profitierten schon vom Engagement des Krebs-Besiegers. Ein größeres Forum als die Tour de France kann der Amerikaner kaum bekommen im Sport. Kein Wunder, dass er dem Tour-Organ "L'Equipe" verriet: "Aus Sicht der Stiftung habe ich schon gewonnen. Wir haben mehr erreicht als erwartet." Wegen seines Einsatzes für Krebskranke halten Millionen Menschen Armstrong zu Recht für einen der größten Wohltäter im Sport, sein eigenes Schicksal - er besiegte Hodenkrebs - machte den früheren Triathleten zu einem unermüdlichen Aktivisten bei der Bekämpfung des Weltleidens. Gemeinsam mit seinem Manager Mark Higgins hat Armstrong über die Jahre ein Imperium aufgebaut, das sichtbar wird zum Beispiel durch Millionen von gelben Plastikarmbändern mit "Livestrong"-Aufschrift. Nun wird er wieder gejagt: Die französische Sportministerin Roselyne Bachelot hat angekündigt, dass Armstrong bei der Tour unter Beobachtung steht. Die Zahl der Tests würde erhöht, sagte Bachelot, "und ich kann Lance Armstrong erzählen, dass er besonders, besonders, besonders beobachtet wird".

Das Projekt Toursieg ist aber nur ein Puzzleteil in Lance Armstrongs Plänen. Seine Publicity lässt auch die wichtigen Institutionen frohlocken. Die Tour-Organisatoren empfingen den ehedem als arroganten Blender Verschmähten mit offenen Armen, obwohl sie noch im Jahr 2005 nach seinem letzten Toursieg positive Epo-Proben aus dem Jahr 1999 publik gemacht und einen publizistischen Kreuzzug gegen Lance Armstrong gestartet hatte.

Daniel Coyle ist überzeugt: "Lance braucht die Tour wie ein Politiker Wahlen braucht." Der US-Autor begleitete seinen Landsmann 2004 ein Jahr lang für sein bemerkenswertes Buch "Armstrongs Kreuzzug". Coyle glaubt: "Es ist keine Frage, dass Armstrong eines Tages für ein Amt kandidieren wird - es ist nur die Frage wann, und wie bedeutend es sein wird."