Der dreijährige Mitfavorit gewinnt vor 40 000 Zuschauern das Idee 140. Deutsche Derby in Hamburg.

Hamburg. "Ich bin ein glücklicher Junge", sagte Fredrik Johansson und strahlte, als ihm Edda Darboven, Ehefrau des Hamburger Kaffeekaufmanns und Derby-Hauptsponsors Albert Darboven, gratulierte. Neben dem schwedischen Siegreiter stand Georg Baron von Ullmann, der Chef des Kölner Gestüts Schlenderhan, und hielt Edda Darboven seine Wange zu einem Küsschen entgegen.

Schlenderhans Top-Galopper Wiener Walzer hatte seinem Namen alle Ehre gemacht und die Konkurrenz in 2:29,56 Minuten ausgetanzt. Stattliche Siegprämie: 475 000 Euro.

Auf dem Podest stand Jens Hirschberger, Trainer des Derbysiegers, und schaute in den Himmel. "Ich hoffe, dass die Baronin von oben zuschaut", sagte er. Karin von Ullmann, langjährige Gestütschefin auf Schlenderhan, war am 1. Juli im Alter von 87 Jahren verstorben. Zuvor hatte sie insgesamt 18 Derbysieger aus ihrem Gestüt miterlebt.

Ihr Sohn Georg, der jetzt das Kommando übernimmt, hätte sich sicherlich genauso gefreut, wenn Totofavorit Suestado gewonnen hätte. Der kommt nämlich aus seinem persönlichen Rennstall, und für dieses Pferd hatte sich Stalljockey Adrie de Vries entschieden. Doch Suestado belegte nur den 14. Platz.

Das könnte an einer Verletzung während des Rennens gelegen haben. "Er hatte offenbar Schmerzen", sagte Trainer Jens Hirschberger. "Ich sah, dass er sich im letzten Bogen hängen ließ und immer weiter zurückfiel." Auch die hoch gewettete einzige Stute Bolivia enttäuschte auf Rang 13.

"Was Wiener Walzer betrifft, hatte ich schon am frühen Morgen ein gutes Gefühl", sagte Hirschberger, "es gab keinen Grund zur Besorgnis." Was er meinte: Der Hengst hatte am Karfreitag in einem Rennen in Bremen eine Hufabsplitterung erlitten und lief im Derby mit einer Bandage.

Für Fredrik Johansson, der in Deutschland nur selten reitet, war es der zweite Derbysieg. Vor zwei Jahren hatte er mit Adlerflug das Blaue Band gewonnen. "Wiener Walzer ist ein sehr gutes Pferd", sagte der Jockey, "aber mit seinem Vorgänger ist er wohl noch nicht zu vergleichen. Das kann aber kommen."

Wiener Walzer, am Totalisator mit 46:10 gewettet, demonstrierte eindrucksvoll, dass sein Sieg am 14. Juni in der Kölner Union keine Eintagsfliege war. Er profitierte aber auch, wie Trainer Hirschberger zugab, von einem auf ihn zugeschnittenen Rennverlauf. Durchweg an dritter, vierter Stelle liegend, war er im Einlauf sofort zur Stelle und siegte mit eineinviertel Längen Vorsprung vor den Außenseitern Sordino (Jean Victoire) und Toughness Danon (Eduardo Pedroza).

Tendenziell gewinnend war auch die Situation am Totalisator, für den Renn-Club lebenswichtig. Gegen den allgemeinen Trend (Baden-Baden minus 20 Prozent) erlitt der HRC beim Derbymeeting 2009 keinen Schiffbruch. Unter dem Strich flossen während der sieben Renntage 4 069 552 Euro in den Totalisator (plus 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als 3 998 510 Euro gewettet wurden). Am Sonntag waren es 1 403 557 Euro (2008: 1 427 800), im Derby selbst 472 969 Euro (484 730).

"Natürlich müssen wir die Zahlen noch genau analysieren", sagte HRC-Schatzmeister Hans-Ludolff Matthiessen. Von den Wettannahmestellen außerhalb kam gut eine Million Euro. Damit habe der Renn-Club annähernd das frühere Niveau erreicht.

Zwei Tage vor der Derbywoche wurde ein Vertrag zwischen dem deutschen Direktorium und vier großen Internet-Anbietern unterzeichnet - nach halbjährigem Ringen. Im Prinzip besagt die Vereinbarung: Werden festgelegte Umsatzzahlen unterschritten, kassiert der HRC Lizenzgebühren. Matthiessens Fazit: "Das sportliche, aber auch das wirtschaftliche Ergebnis machen Mut für die Zukunft. Das ist ein klares Signal, dass die Investition in eine neue Doppelrennbahn eine lohnende ist."