Der Derbysieger des Vorjahres startet am Sonntag im Hansa-Preis. Seine Hamburger Besitzer hoffen auf tiefes Geläuf.

Hamburg. Dunkle Wolken zogen am Freitag über Hamburg auf. Hin und wieder regnete es, aber am Wochenende soll wieder die Sonne scheinen. Ein gutes Omen für Mensch und Tier zum Start des Derbymeetings in Hamburg-Horn. Für Deutschlands bestes Galopprennpferd, den vier Jahre alten Vollbluthengst Kamsin, wäre es jedoch optimal, wenn es am Sonntag beim Hansa-Preis (75 000 Euro, 2400 m) heftig regnen würde. Auf weichem Boden fühlt sich Kamsin, benannt nach einem Wüstenwind aus Ägypten, nämlich pudelwohl.

Hier kann er unter Jockey Andrasch Starke, wie er es auch vor einem Jahr im 139. Deutschen Derby gezeigt hat, seinen gefürchteten Speed am wirkungsvollsten einsetzen. Damals setzten wenige Stunden vor dem Rennen heftige Regengüsse ein - für Kamsin ein unverhofftes Geschenk. Er galoppierte der Konkurrenz auf und davon. Kamsin ist wie sein Vater Samum und sein Halbbruder Schiaparelli ein Spezialist für tiefen Boden. "Das liegt in der Familie", sagt Michaela Faust, Ehefrau des Vollblutzüchters Bruno Faust. Ihr Gestüt Karlshof in Gernsheim bei Frankfurt ist die Geburtsstätte von Samum (Derbysieger 2000) und dessen Söhnen Schiaparelli (2006) und Kamsin (2008). Sie verbindet eines: Auf tiefem Boden sind sie immer am schnellsten gewesen, wie auch ihr Vater und Großvater Monsun.

"Bei Kamsin ist es sogar doppelt gemoppelt", sagt Michaela Faust. "Auch seine Mutter Kapitol liebte weiches Geläuf." Die etablierten Pferdezüchter vom Rhein freuen sich auf Hamburg. "Am Donnerstag habe ich noch mit Frau von Gaertner telefoniert und unsere Ankunft signalisiert", berichtet Michaela Faust. "Wir bleiben die ganze Woche in Hamburg. Wir sind schon sehr aufgeregt und werden am Sonntag von der Tribüne aus mitfiebern, wenn Kamsin seine Startbox bezieht. Ob Samum, Schiaparelli oder Kamsin - sie sind und bleiben für immer unsere Kinder."

Diese drei Galopper haben in Hamburg für Franz-Günther von Gaertner und Ehefrau Barbara im Deutschen Derby, dem bedeutendsten Dreijährigen-Rennen des Jahres, Ehre eingelegt. Und seit der langjährige Präsident des Hamburger Renn-Clubs am 15. November 2008 im Alter von 80 Jahren in der Max-Grundig-Klinik auf der Bühlerhöhe in Baden-Baden verstarb, führt Barbara von Gaertner den Stall Blankenese mit neun Rennpferden weiter. Beteiligt sind Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt und die Besitzer des Restaurants "Rive" an der Elbe. Barbara von Gaertner bespricht alle Renntermine ihrer Pferde mit Bruno Faust. "Ich hoffe, dass Kamsin auch in diesem Jahr so gut läuft, wie er es als Dreijähriger getan hat", sagt Jockey Andrasch Starke, der Lieblingsreiter des Stalls Blankenese.

Beim Frühjahrsmeeting am 23. Mai in Baden-Baden belegte Kamsin im "Preis der Badischen Unternehmen" nach Behinderung Platz fünf. Ein solches Ergebnis wäre am Sonntag eine Enttäuschung. Im Hansa-Preis, der nicht mehr von Kaffeekaufmann Albert Darboven ("Idee") gesponsert wird (der Rennclub-Vizepräsident übernahm erstmals das Derby), soll Kamsin wieder auftrumpfen. Zwölf Pferde sind über 2400 Meter am Start. Kamsins Hauptgegner ist der sechsjährige Hengst Getaway (Adrie de Vries) aus dem Gestüt Schlenderhan von Georg Baron von Ullmann (Köln). Finanzielle Unterstützung erhält der Hansa-Preis von der Familie des verstorbenen Unternehmers Rudolf-August Oetker. Julia Oetker ist Mitglied im Hamburger Renn-Club.

Alle Startaufstellungen samt Reitern, Besitzern und Dotierung finden Sie im Internet unter www.abendblatt.de/sport/galopp-derby