Nach der Eskalation des Formel-1-Dauerkonflikts um geplante Regeländerungen ist Max Mosley erste Schritte auf seine Gegenspieler aus der Teamvereinigung zugegangen.

Silverstone. - "Es wird keine Klage geben. Wir wollen lieber miteinander reden als einen Prozess führen", sagte der Chef des Automobil-Weltverbandes FIA beim Grand Prix in Silverstone. "Wir sind sehr, sehr nah beieinander, was die Fakten betrifft. Es geht nur darum, ob sich die Teams jetzt hinsetzen und die letzten Schwierigkeiten ausräumen wollen."

Mosleys Aussagen waren das erste positive Signal, nachdem am Freitag die acht in der FOTA vereinigten Teams ihren Rückzug und den Aufbau einer Konkurrenzserie angekündigt hatten. Der 69-jährige Brite wollte daraufhin die Rebellen Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, BrawnGP, Red Bull, Renault, Toyota und Toro Rosso vor Gericht zerren. "Ich bin sehr gespannt auf diese Klagen, unsere Juristen warten darauf", hatte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen gesagt. Die Zeit für eine Konfliktlösung drängt. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh hatte schon darauf verwiesen, dass spätestens Ende Juli keine Umkehr mehr möglich sei.

Ob Mosleys zarte Andeutung von Kompromissbereitschaft das scheinbar zerstörte Verhältnis zu den Rennställen kitten kann, wird sich zeigen. Der Jurist ist für die Teams schon lange eine Reizfigur. Längst geht es in der Auseinandersetzung der FOTA mit der FIA nicht mehr allein um die vom Dachverband für 2010 beschlossene freiwillige Budgetobergrenze von 45 Millionen Euro. Es geht um Mosleys Kopf. In Silverstone wurde schon darüber spekuliert, dass bereits auf der Sitzung des FIA-Weltrats am Mittwoch Mosley aus dem Amt gekippt werden könnte.

Dabei sind der FIA-Chef und seine Kontrahenten nicht mal weit voneinander entfernt. Die Einsicht, die Kosten zu senken, ist in allen Köpfen angekommen. Deshalb gilt die Ankündigung der FOTA, die Formel 1 zu verlassen, vor allem als Angriff auf Mosley - auch wenn niemand aus der Teamvereinigung dies offen zugibt. Seit Jahren bestimmt Mosley mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone oft eigenmächtig die Regeln, die Teams investieren. Mosley sieht sich als Retter. Dass seine Unnachgiebigkeit die Formel 1 mit an den Abgrund gebracht hat, kommt ihm nicht in den Sinn. Trotz aller Angriffe gehören die Worte "Aufgabe" oder "Rücktritt" nicht zu seinem Wortschatz. Er rechnet weiter mit einer vereinten Formel 1. "Eins ist für mich ganz sicher: Es wird eine WM 2010 geben - und alle werden dabei sein", sagte Mosley und meinte damit wohl auch seine eigene Person.