Seinen Platz in der Sportgeschichte hat Tiger Woods im zarten Golf-Alter von 33 Jahren längst gefunden.

Farmingdale/Frankfurt - Bei den morgen beginnenden US Open kann der US-Amerikaner nun weiter an seinem Legenden-Status arbeiten. "Fünf Major-Titel fehlen, um Jack Nicklaus zu überholen, vier, um gleichzuziehen. Das ist viel Holz. Aber dank der Heilung fühle ich mich gesund genug, um mich in Position zu bringen", sagte Woods, bevor er das Projekt Titelverteidigung auf dem Black Course im Bethpage Park von Farmingdale beim zweiten Major des Jahres in Angriff nehmen wird. Der jüngste Turniersieg beim "Memorial" war Beleg für den Formanstieg des Ausnahmeathleten. Keiner ist so vom Siege besessen, im Erfolg oder bei einer Niederlage so emotional wie der Superstar aus Kalifornien. Niemand in der Weltelite treibt die Konkurrenz mit vergleichbarer mentaler Stärke und Willenskraft so zu Selbstzweifeln.

"Majors sind für mich das Größte auf der Tour. Ich empfinde tiefste Genugtuung, Genuss und Spannung, wenn ich mit einer Gewinnchance auf die letzten neun Löcher gehe", sagt Woods, "dafür trainiere ich so hart und lebe dafür." Selbst dann, wenn den wohlhabendsten Golfprofi der Geschichte Verletzungen wie im Vorjahr ein Kreuzbandriss und zwei Ermüdungsbrüche im Schienbein an den Rand der Sportinvalidität brachten, steht der "Tiger" wieder auf. Das zeigte sich auch am 15. Juni 2008, als Woods im Stechen am ersten Extra-Loch gegen seinen Landsmann Rocco Mediate das längst verloren geglaubte Match aus dem Feuer riss. Humpelnd, keuchend, fluchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht rettete sich Woods damals ins Ziel - ohne dass auch nur einer außerhalb seines engsten Vertrautenkreises eine Ahnung von seinen Handicaps hatte. "Was er da in Kauf genommen hat, war bekloppt. Aber deshalb ist er der Beste", lobte der düpierte Mediate.

67 Turniersiege inklusive der 14 Major-Triumphe seit 1997 sind auch Ausdruck dessen, warum sich die Werbeikone zum einflussreichsten Golfprofi der Geschichte aufgeschwungen hat. Von einer neuen Ära des Tigers "auf zwei gesunden Beinen" schrieb eine US-Gazette nach Woods' Comeback nach 253 Tagen Rekonvaleszenz beim Sieg im WGC-Accenture- Matchplay mit dem Titel "Tiger 2.0". Doch für den "Unersättlichen" ging es viel zu langsam. Er konnte seinen Körper nicht mehr so belasten, wie er wollte. Diese Phase ist nach 16 Saisonstarts und ebenso vielen Top-Ten-Platzierungen vorbei - und Nicklaus muss ernsthaft um seinen Rekord fürchten.