Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im August in Berlin stoßen in Hamburg auf großes Interesse. Gut fünf Prozent der Kartenbestellungen kommen aus der Hansestadt.

Berlin. Am 10. August, fünf Tage vor Eröffnung der Titelkämpfe, soll vor dem Olympiastadion die größte Postkarte aller Zeiten aufgestellt werden mit zigtausend Grüßen deutscher Leichtathletikfans. Sie werden in diesen Tagen bei der WM-Roadshow eingesammelt, die auf ihrer Tour durch 60 Städte am 27. Juli auch auf dem Hamburger Gerhart-Hauptmann-Platz Station macht.

Man hat sich eben abgesichert für den Fall, dass den Stars beim Saisonhöhepunkt die Luft ausgeht. Wirtschaftlich werde diese WM in jedem Fall ein Erfolg, da gibt sich Michael Mronz im Abendblatt-Gespräch zuversichtlich: "Wir gehen trotz der Finanzkrise davon aus, dass wir die angestrebten Einnahmen von 24 Millionen Euro erzielen", sagt der Kölner Sportvermarkter, der im Organisationskomitee für Vermarktung, Kommunikation und Ticketing zuständig ist.

Auf 44 Millionen Euro beläuft sich der Etat der größten Sportveranstaltung des Jahres. Für 20 Millionen Euro bürgt das Land Berlin, der Rest muss auf dem freien Markt eingeworben werden. Drei von fünf nationalen Sponsoren sind bereits gefunden - mit Vattenfall, der Deutschen Post und der Lufthansa freilich allesamt ehemalige Staatsunternehmen. 220 000 Eintrittskarten - Preis: 20 bis 75 Euro - wurden im Vorverkauf abgesetzt. Das Ziel von 500 000 hält Mronz für realistisch: "In Paris 2003 waren zu diesem Zeitpunkt nur 100 000 Tickes verkauft, und nachher war das Stadion voll." Auch und gerade aus Hamburg werden viele Kurzentschlossene an den Tageskassen erwartet. Schon jetzt kommen gut fünf Prozent der Ticketbestellungen aus dem Großraum der Hansestadt.

Doch auch das Fernsehpublikum sitzt in der ersten Reihe. ARD und ZDF strahlen die Bilder erstmals testweise im hochauflösenden HDTV-Format aus, das ab den Winterspielen 2010 in Vancouver Standard werden soll. Insgesamt 63 Stunden wird live berichtet, 190 Länder übernehmen das Fernsehsignal. "Die TV-Nachfrage ist fast doppelt so hoch wie erwartet", sagt Mronz.

Um beste Bildqualität zu gewährleisten, wurde die Flutlichtanlage im Olympiastadion erneuert - Teil eines Investitionsprogramms von 14,5 Millionen Euro, das auch die Sanierung der blauen Laufbahn umfasst. Weitere zwei Millionen Euro stellt das Bundesinnenministerium für das Show- und Musikprogramm bereit, für das nahe dem Brandenburger Tor eigens ein "Kulturstadion" errichtet wird.

Wer weiß schon, wann es in der Hauptstadt wieder eine ähnlich hochkarätige Sportveranstaltung gibt. Angesichts des finanziellen Aufwands werde es schwer, "noch einmal so eine Veranstaltung in Deutschland zu präsentieren", fürchtet Organisationskomitee-Präsident Clemens Prokop. Schon die WM 1993 in Stuttgart, die bislang einzige in Deutschland, endete für die Gastgeber tief im Minus. Der damalige Weltverbandschef Primo Nebiolo zeigte wenig Mitleid. Sein Rat: "Be happy and pay the deficit" - seid fröhlich, und begleicht das Defizit. (rg/leo)