Oleg Velyky von den HSV-Handballern ist immer noch bei einem Hautkrebsspezialisten in Behandlung. Trotzdem feierte er sein Comeback in der Bundesliga.

Hamburg. Unzählige hatte er geschüttelt an diesem besonderen Abend, an dem er seine ersten Tore für den HSV geworfen hatte: eins unmittelbar vor der Halbzeit, das zweite zum 34:21-Endstand gegen HBW Balingen-Weilstetten.

"Das war wie ein Geburtstag für mich", sagte Velyky später glückstrahlend. 16 Monate lang hatte der Nationalspieler auf diesen Moment warten müssen. Im Januar 2008 war er von den Rhein-Neckar Löwen zum HSV gewechselt. Wenig später kehrte der Krebs zurück, der bereits besiegt zu sein schien. Mit den Monaten verging bei vielen auch die Hoffnung, diesen genialen Strategen noch einmal auf der großen Handballbühne zu erleben.

Oleg Velyky (31) hat die Hoffnung nie aufgegeben. Mitte März bei der knappen Heimniederlage gegen Kiel kam er erstmals zu einem Kurzeinsatz, dann musste er sich erneut einer Operation unterziehen. Noch immer ist der Mittelmann bei Hautkrebsspezialisten in Kiel in Behandlung, doch die neue Therapie zeigt Erfolge. Und sie setzt ihm körperlich weniger zu. "Ich bin nicht bei hundert Prozent", sagt Velyky, "aber im Training geht es schon gut."

Am Montagabend signalisierte er HSV-Trainer Martin Schwalb, dass er sich bereit fühle für einen Einsatz am Wochenende beim Final Four um den DHB-Pokal. Das Balingen-Spiel kam da als Belastungstest gerade recht. Velyky bestand ihn mit Bravour. 47 Minuten lang lenkte der aus der Ukraine stammende Star den Hamburger Angriff, setzte seine Nebenleute gekonnt in Szene und zweimal auch sich selbst. Am Ende wählten ihn die 7443 Fans, die ihn mit Sprechchören feierten, mit 63 Prozent der Stimmen zum "Spieler des Tages".

"Man hat gesehen, wie gut Oleg es versteht, Regie zu führen", sagte Torhüter Johannes Bitter, "sein Einsatz hat uns allen zusätzliche Motivation gegeben." Für Sportchef Christian Fitzek "grenzt es an ein Wunder, wie präsent Oleg nach der langen Pause ist. Wenn er erst ganz gesund ist, haben wir einen der besten Rückraumspieler der Welt."

Bis 2011 gilt sein Vertrag beim HSV, aber Velyky denkt nicht weiter als bis zum Halbfinale gegen Gummersbach am Sonnabend: "In meiner Situation kann man nichts planen oder erwarten. Ich versuche es zu nehmen, wie es kommt." Noch hat die Krankheit sein Leben im Griff, sie hat ihn gezeichnet, körperlich und seelisch. "Ganz ausblenden kann man den Gedanken daran nie."

Am Dienstag war es, als habe jemand die Zeit noch einmal zurückgedreht. Er habe sich fast gefühlt wie bei seinem ersten Spiel: "Schon beim Warmlaufen hatte ich 200 Puls, als die Zuschauer meinen Namen skandierten. Ich finde keine Worte für sie."

Seine Ärzte hätten ihm geraten zu tun, was ihm gut tue. Dieser Abend tat ihm gut. "Dass Oleg so gefeiert wurde", sagte Linksaußen Matthias Flohr, "bringt ihn sicher weit voran." (jd/leo)