Andreas Rudolph hat seinen Optimismus behalten. Doch er sieht momentan kein Vorankommen, die Saison läuft nicht so, wie man erhofft hatte.

Hamburg. Im Halbfinalrückspiel der Champions League müssen die Hamburger am Sonnabend (19 Uhr, Eurosport live) die 29:30-Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen. Rudolph: "Wir sind mit Ciudad Real auf Augenhöhe und in der Lage, auch in Spanien zu gewinnen, wenn wir unser Niveau nicht nur 36 Minuten, sondern 50 oder 60 Minuten halten können."

Der Einzug ins Champions-League-Finale könnte dem HSV eine Saison retten, die der Präsident, Sponsor und Mäzen in einer ersten Bilanz kritisch sieht: "Wir haben uns zuletzt nicht weiterentwickelt. Die Mannschaft stagniert. Der Abstand zum THW Kiel ist größer geworden." Rudolphs Rechnung: "Vor zwei Jahren sind wir punktgleich mit den Kielern nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz deutscher Vizemeister geworden. Seitdem hat der THW in der Bundesliga zehn Minuspunkte gemacht, wir aber 29." Erklärungen dafür hat Rudolph ("Wir sind personell mindestens so gut besetzt wie die Kieler") nicht, Vermutungen schon: "Uns fehlt diese positive Arroganz des THW, dieser bedingungslose Vernichtungswillen. Wir lassen den Gegner lieber leben." Hinzu komme beim HSV dieser gegenseitige Respekt, diese Achtung unter den Spielern: "Bei uns will oft niemand dem anderen den Wurf wegnehmen. Also wird hin- und hergepasst, bis die Schiedsrichter Zeitspiel anzeigen."

Ob die Mannschaft von den Charakteren her falsch zusammengestellt sei, darüber mag der Präsident nicht spekulieren. Er glaubt an das Team: "Das sind alles intelligente, hochanständige Jungs, die bereit sind, sich für den HSV zu zerreißen." Vielleicht aber fehle "ein Bekloppter", der Spannungen in die Struktur der Mannschaft trage. Rudolph: "Bei uns herrscht zu oft eine Art Wohlfühlstimmung. Dadurch könnten die letzten Leistungsreserven verschüttet werden." Die Zusammenarbeit mit Trainer Martin Schwalb stellt er nicht infrage: "Martin macht einen sehr guten Job. Das heißt nicht, dass er ihn an der einen oder anderen Stelle besser machen könnte. Ob wir ihm dabei helfen können, darüber reden wir im Moment."

Trotz der beschriebenen Probleme rückt der Ahrensburger Unternehmer nicht von seinen sportlichen Zielen ab. Bis 2011 soll ein großer Titel her, Meisterschaft oder Champions-League-Sieg. "Es muss vorangehen, sonst drohen wir unseren gerade gewonnenen Kredit beim Publikum wieder zu verspielen. Wir müssen die entstandene Euphorie für den Handball in Hamburg weiter schüren." 10 000 Zuschauer, ein neuer Rekord, kamen in dieser Saison bisher im Schnitt zu den HSV-Spielen in die Color-Line-Arena, 11 000 sollen es in der kommenden Serie werden. "Wir brauchen Ticketeinnahmen von 2,5 bis drei Millionen Euro, dazu Sponsorengelder in ähnlicher Höhe, um unseren Etat solide zu finanzieren", sagt Rudolph, "daher müssen wir in der nächsten Spielzeit bis zum letzten Tag um die Meisterschaft spielen und in der Champions League möglichst bis ins Finale kommen."