Hannover 96 feiert den Verbleib in der Fußball- Bundesliga wie einen Titelgewinn, beim VfL Bochum herrscht im Kampf gegen den Abstieg wieder Alarmstufe Rot.

Bochum. "Wir wollten unbedingt gewinnen. Das ist in die Hose gegangen. Jetzt ist unsere Situation wieder höchst prekär und es wird sehr eng", analysierte Philipp Bönig die Lage beim Revierclub nach der bitteren 0:2 (0:2)-Heimpleite gegen die Niedersachsen. Die 96er schafften dank der Treffer von Arnold Bruggink (12.) und Hanno Balitsch (32.) sowie ihres überragenden Torhüters Robert Enke nicht nur den ersten Auswärtssieg der Saison, sondern entledigten sich mit 35 Punkten auch aller Abstiegssorgen.

"Ja, das war die Entscheidung", sagte der Nationalkeeper, der dem VfL-Ansturm in der zweiten Halbzeit trotzte und den verdienten Erfolg mit einem halben Dutzend Paraden festhielt. "Ich habe den Jungs vorher gesagt, es gibt keinen besseren Zeitpunkt für den ersten Auswärtssieg als am Freitagabend in Bochum. Das ganze Gequatsche darüber hört nun auf und wir können drei freie Tage genießen", meinte Enke, dem auch der Gegner voller Respekt eine Weltklasseleistung bescheinigte. Allein der eingewechselte Ex-96er Vahid Hashemian, der in der 69. Minute den Innenpfosten traf, zog im "Privatduell" mit Enke weitere Male den Kürzeren. "Wir hatten viel Pech, aber Robert hat es auch sehr gut gemacht", lobte der glücklose VfL-Stürmer.

Auch Bundestrainer Joachim Löw dürfte erleichtert sein. Für die Asienreise mit der DFB-Elf nach Abschluss der Saison hat er eine Sorge weniger, weil Hannover die Relegationsspiele erspart bleiben und er mit Enke planen kann. Die Spekulationen über seine Zukunft räumte der Keeper nahezu vollständig aus. "Es ist respektlos, immer von meinen Wechselabsichten zu sprechen. Ich habe noch ein Jahr Vertrag. Und im Moment sieht alles danach aus, dass ich in der nächsten Saison in Hannover bin. Auch wenn man im Fußball nie weiß, was passiert." Trainer Dieter Hecking plant, jetzt wo der Verbleib in der Eliteliga sicher ist, weiter mit seinem Kapitän: "Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Robert uns verlässt. Wir wären froh, wenn er bei uns bliebe."

Ganz andere Sorgen hat der VfL. Nach der vierten Heimpleite in Serie müsse man weiter "zweigleisig planen", sagte Manager Thomas Ernst. Nach wie vor 28 Zähler - Bochum tritt auf der Stelle. Der erhoffte Befreiungsschlag misslang erneut, weil die bis dato auswärts desolaten Niedersachsen in der ersten Spielhälfte die katastrophalen Schwächen der VfL-Abwehr um Marcel Maltritz und Anthar Yahia gnadenlos nutzten.

Trainer Marcel Koller weiß, was in den drei Auswärtspartien (Hertha, Hamburg, Köln) und dem einen noch austehenden Heimspiel gegen Frankfurt droht. Der Druck wird immens. "Wir haben vier Endspiele", sagte der Schweizer, der sich trotz des neuen Problems mit dem von den eigenen Fans heftig ausgepfiffenen Maltritz zuversichtlich gibt: "Wir stehen nicht auf einem Abstiegsplatz, das ist schon mal wichtig. Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen."