Das ist bitter für den HSV: Durch die Niederlage gegen Werder Bremen im DFB-Pokalhalbfinale ist der erste Titel in dieser Saison futsch. Matchwinner für die Gäste war Tim Wiese, der im Elfmeterschießen drei Strafstöße parierte. Den Hamburgern bleibt jetzt noch die Hoffnung auf die Meisterschaft sowie den Uefa-Pokal. Auch dort heißt der Gegner im Halbfinale Bremen.>Die Bilder des dramatischen Nordderbys.

Hamburg. Zwei Tore nach 90 Minuten, eine Rote Karte, Verlängerung und ein Elfmeterschießen: Das Pokalhalbfinale zwischen dem HSV und Werder Bremen war zwar nicht hochklassig, aber es war packend, unglaublich spannend und dramatisch. Nur das Ergebnis von 2:4 stimmte aus Hamburger Sicht nicht. Als Marcell Jansen um 23.08 Uhr mit seinem Elfmeter wie zuvor Jerome Boateng und Ivica Olic an Bremens Tim Wiese gescheitert war, stand fest, dass der Traum von der ersten Finalteilnahme seit 1987 geplatzt ist und damit die erste von drei Titelchancen neben der Meisterschaft und dem Uefa-Pokal. Werder steht als erste Mannschaft, die in allen fünf Pokalrunden auswärts angetreten war, im Finale. Gegner am 30. Mai in Berlin ist Bayer Leverkusen.

Schon weit vor dem Anpfiff kochte die Stimmung auf den Rängen über. Das Pokalfieber hatte Hamburg erfasst, und die HSV-Fans im Norden präsentierten eine ganz besondere Choreographie. Ein riesiges Plakat wurde über der gesamten Kurve präsentiert: "22 years never stopped us dreaming! (22 Jahre ließen uns nicht aufhören zu träumen)". Und dazu prangte eine Raute über fast alle Fans.

Doch der Traum vom DFB-Pokal schien früh zu platzen. Überraschend hatte HSV-Trainer Martin Jol Trochowski und auch Boateng (beide zuletzt stark) auf der Bank gelassen und wollte in einem 4-4-2-System agieren lassen - Olic, Petric und Guerrero liefen in der Offensive auf. Mit dem Trio hatte der HSV auch das Bundesligaspiel in der Hinrunde mit 2:1 gewonnen. Doch dieses Mal verloren sich die Hamburger Profis im System und liefen den Bremern hinterher, die Ordnung fehlte. Die Aufteilung sah oft mehr wie ein 4-3-3 aus.

Hieß es vorher, dass mannschaftliche Stärke gegen individuelle Klasse antritt, so vereinte Werder beides. Die Schaaf-Elf spielte überlegen, war quirliger, beweglicher, hatte mehr Ideen, während der HSV im Vorwärtsgang seine Angriffe viel zu statisch vortrug, ohne Überraschungsmomente und mit langen Bällen.

"Aufwachen, aufwachen", skandierten die HSV-Fans bereits nach 36 Minuten lautstark. Anders als in den Uefa-Cup-Partien gegen Galatasaray Istanbul, als das Team einen 0:2-Rückstand in ein 3:2 drehte, und zuletzt gegen Manchester City (3:1 nach 0:1) blieb das Aufbäumen nach der Führung durch Mertesacker nach einem Diego-Freistoß zunächst aus.

Zum Glück gibt es im Fußball eine Pause. Jol nutzte sie, um umzustellen. Der Niederländer brachte Pitroipa für Guerrero und beorderte Jarolim in die Zentrale. Sofort wirkte die HSV-Elf geordnet. Vor allem aber schienen die Spieler nun zu begreifen, dass sie im Begriff waren, eine historische Chance aus der Hand zu geben. Wirkten sie lange gehemmt und nervös, war nun endlich Bewegung im Spiel, waren Leidenschaft und Herz zu erkennen. Der Ausgleich durch Olic nach gut einer Stunde stabilisierte die Hamburger zusätzlich. Für die größte Aufregung sorgte die Rote Karte gegen David Jarolim in der Nachspielzeit (siehe Bericht).

Der HSV musste mit zehn Mann die Verlängerung bestreiten, doch die Fans standen wie eine Wand hinter ihrem Team. Frank Rost hielt wie sein Gegenüber überragend. Das Elfmeterschießen musste entscheiden. Und wie 1999 im UI-Cup-Finale gegen Montpellier, als die Hamburger allesamt vom Punkt verschossen, scheiterte der HSV.