Der Deutsche hat Red Bull zum Siegerteam gemacht. Mit dem neuen Diffusor könnte er zum Maß aller Dinge werden.

Shanghai. Tu, felix Austria, glücklich das Volk, das solche Probleme hat. Da feiern die Österreicher nun endlich wieder einen Triumph in der Formel 1, den ersten seit 1997. Und was regt sich? Ärger.

Ärger über die Hymne, die bei der Siegerehrung nach der Huldigung für Sebastian Vettel vom Band kam. Als der siegreiche Konstrukteur geehrt werden sollte, was am Sonntag beim Großen Preis von China das Team des österreichischen Getränkeherstellers Red Bull war, dudelte nach dem Deutschlandlied statt der Mozart-Melodie "Brüder reicht die Hand zum Bunde" das englische "God save the Queen" aus den Streckenlautsprechern.

Der Red-Bull-Rennstall hat seinen Hauptsitz zwar in England, fährt jedoch dank Besitzer Dietrich Mateschitz mit österreichischer Rennlizenz. Immerhin schmeichelte sich der Heilsbringer aus Deutschland bei den Motorsportfans in der Alpenrepublik ein. "Grüße nach Österreich und an die ganze Red-Bull-Familie", übermittelte Sebastian Vettel unbekümmert aus Shanghai.

Der Blondschopf aus Heppenheim und der Rennstall der Muntermacher aus Fuschlsee sind eine schlagkräftige Allianz eingegangen. Bereits im Vorjahr hatte Vettel (21) für Toro Rosso, das B-Team von Red Bull, einen Sensationserfolg in Monza geschafft - ebenfalls im Regen, als jüngster Grand-Prix-Sieger der Geschichte. Den Ritterschlag erhielt Vettel nach dem zweiten Sieg seiner Karriere von Michael Schumacher. "Das war grandios. Da kann man nur mit Spaß zuschauen und genießen. Vettel fährt berechtigt um den Titel mit", schwärmte der siebenmalige Weltmeister.

Vettel befreite sein Team von einem Makel. Nachdem Mateschitz 2004 den Rennstall von Jaguar übernommen hatte, galten die Privatiers als Spaßrennstall, der mit Auftritten hochhackiger Models, hochkarätiger Schauspieler und extravaganten Partys für mehr Aufsehen sorgte als seine Fahrer auf der Piste.

Die Verpflichtung Adrian Neweys vor zwei Jahren wurde zunächst als nicht gerade genialer Schachzug gewertet. Der britische Designer, der mit Williams und McLaren WM-Titel in Serie gewonnen hatte, schien nur noch mit seltenen Geistesblitzen gesegnet. Doch mit den verzwickten aerodynamischen Änderungen an den Rennwagen in diesem Jahr blühte Superhirn Newey wieder auf. "Der Red Bull ist ein perfekt konstruiertes Auto", lobt Konkurrent Ross Brawn. Weniger routiniertes Personal tut sich nach den radikalen Regelreformen schwer. "Wäre Ross noch bei Ferrari, hätte das Team sicherlich nicht diese Probleme", sagt Exweltmeister Niki Lauda.

Die Scuderia leistete sich in Shanghai die dritte Nullnummer in Folge. Vettel dagegen wird sich daran gewöhnen, ganz oben zu stehen. So wie er nun zum ersten Mal das Wort vom WM-Titel in den Mund nahm. "Das Auto ist schon jetzt schnell. Wir wollen auch den letzten Schritt machen und bald das beste Team sein."

Ferrari-Berater Schumacher, der letzte deutsche Titelträger, traut ihm das zu. "Sie waren in Australien und in China schnell. Sie sollten weiter in der Lage sein, um Siege und den Titel mitzufahren." Erst recht beim Europaauftakt in Barcelona, wenn eine erste Version des Doppel-Diffusors an Vettels Bolide montiert wird, mit dem Brawn die Konkurrenz aufgemischt hat. "In dem Auto steckt noch viel mehr Leistung drin", verspricht Teamchef Christian Horner.

Dabei musste der erst 35 Jahre alte Rennmanager die Ressourcen in der Rezession bündeln. Seine Belegschaft wurde gekürzt. Aus Kostengründen mussten zahlreiche Bauteile in der Fabrik in Milton Keynes angefertigt werden, die bisher zugeliefert wurden. Ein Mann wie Vettel passt da Horner gut ins Konzept. Das Talent ist mit rund 3,5 Millionen Dollar Gehalt ein Schnäppchen.