Die kroatischen “Tor-Zwillinge“ erzielten 13 der letzten 14 Treffer. Aber: Wie lange spielen sie noch zusammen für die Hamburger? Bilder von Mladen Petric Bilder: Die HSV-Startelf gegen Aston Villa

Hamburg. Das sieht man selten. Zur Pause ging Frank Rost mit einem Lächeln in die Kabine. Ist denn schon Weihnachten? Der sonst immer so grimmig-konzentrierte HSV-Torwart wirkte gelassen, wie sonst nicht mal im Training. Kein Wunder, Aston Villa spielte gestern Abend in Hamburg im Stile einer Betriebsfußball-Mannschaft der Holsten-Brauerei auf. Die zweite, vielleicht sogar nur dritte Garnitur des englischen Tabellenvierten enttäuschte auf der ganzen Linie, wirkte hausbacken, limitiert und lange Zeit wenig engagiert. Nur vier Kräfte, die zum Stammpersonal zu zählen sind, standen auf dem Rasen.

Zwei Tore hatte der zufriedene Rost schon bejubeln dürfen, die Betontaktik von Astons Trainer Martin O'Neill (4-5-1) war von zwei HSV-Profis pulverisiert worden, die die Berufsbezeichnung Torjäger mit Recht tragen: Mladen Petric und Ivica Olic.

Immer dann, wenn sich die in der ersten Halbzeit lustlosen Engländer in die Hamburger Hälfte wagten, wurden sie bestraft. Das anfänglich einfallslos wirkende Ballhalten in der HSV-Abwehr entpuppte sich als wirkungsvolles Stilmittel. Nur deshalb konnte Piotr Trochowski Petric mit einem 40-Meter-Traumpass vor dem 1:0 bedienen. Bei dem 2:0 von Olic zeigte sich die Stärke des HSV bei Standards in dieser Halbserie, als der Kroate eine Aogo-Flanke mit einer Art "Hinterkopffallrückzieher" zum 2:0 vollendete. Kommentar von Stadionsprecher Dirk Böge: "Beim FC Bayern wird dich niemand auf Kroatisch begrüßen, bleib hier, bleib hier in Hamburg." Und schon skandierten die HSV-Fans lauthals: "Ivi, Ivi, Ivi. . ."

Petric und Olic, wie lange wird das zurzeit gefährlichste Tor-Duo Deutschlands noch zusammen spielen? Die Zeichen bei Olic stehen klar auf Abschied, spätestens im Sommer dürfte sich der 29-Jährige in Richtung Bayern München verabschieden. Doch die HSV-Verantwortlichen machen sich noch immer Hoffnung, dass er an der Elbe bleibt. Auch wenn der Vorsitzende Bernd Hoffmann klarmachte: "Wir werden unser Angebot nicht noch einmal aufbessern."

Nach den Weihnachtstagen wird sich Olic, der in der 67. Minute bei seiner Auswechslung mit donnerndem Applaus verabschiedet wurde, erklären. Doch bevor er den Platz verließ, hatte er mit seinem zweiten Treffer noch eine weitere Visitenkarte hinterlassen. Man kann sich den HSV kaum ohne Olic und Petric vorstellen. Unglaubliche 13 der 14 letzten Treffer gehen auf das Konto der beiden.

Doch nicht nur die Trefferquote beeindruckt. Hervorragend, wie auch Petric sich in der Nordbank-Arena präsentierte. Für den früheren Dortmunder kommt die Winterpause eindeutig zum falschen Zeitpunkt. Er spielt in Bestform.

So feierten die HSV-Fans eine schöne Party zum Jahresabschluss, das 3:1 durch Delfouneso war nur eine optische Ergebniskosmetik, am Ende geriet Trainer Martin Jols Team nur deshalb in kleine Schwierigkeiten, weil es die letzten Minuten im Schongang herunterspielen wollte. Am Freitag um 13 Uhr (Eurosport live) werden die Hamburger erfahren, welchen Gruppendritten sie in der Runde der letzten 32 Mannschaften schlagen müssen auf dem Weg ins Achtelfinale. Auch die zwei möglichen Gegner dort erfährt der HSV schon morgen. Und Rost freute sich auch nach dem Spiel noch: "Gut, dass wir mit diesem Erfolgserlebnis ins neue Jahr gehen."


HSV: Rost - J. Boateng, Reinhardt, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Benjamin - Trochowski (89. Ben Hatira), Jansen - Petric (78. Thiago Neves), Olic (67. Guerrero).

Aston Villa: Guzan - L. Young, Knight, Cuellar, Shorey -Salifou, Reo-Coker - Gardner (61. Bannan), Sidwell, Delfouneso - Harewood. Gelbrot: Gelb-Rot: Sidwell (84.). Gelb: Mathijsen, Knight. Schiedsrichter: Nikolaev (Russland). Zuschauer: 49 121.