Das Familienduell der Jarolims ging an den Sohn - Vater Karel verlor die Nerven und wurde vom Platz gestellt. Hier geht’s zur Bildergalerie.

Prag. Der HSV hat die K.-o-Runde im Uefa-Pokal erreicht. Beim heimstarken tschechischen Tabellenführer Slavia Prag gelang durch Treffer von Ivica Olic und Mladen Petric ein 2:0-Erfolg, der gleichzeitig sogar Platz eins in der Gruppe F bedeutet. Es war nicht immer schön, aber überaus erfolgreich, die Taktik von Trainer Martin Jol ging voll auf.

Die Ausgangslage war eindeutig: Mit einem Sieg bei Slavia im dritten Gruppenspiel würde sich der HSV vor der abschließenden Partie gegen Aston Villa (17. Dezember) vorzeitig für die K.o.-Runde im Uefa-Pokal qualifizieren. Unklar war hingegen, mit welcher Startelf Martin Jol dieses Unterfangen starten würde. Und es traf - Piotr Trochowski, was für den deutschen Nationalspieler doppelt bitter war. Schließlich konnte der wegen einer Magenverstimmung geschwächte Jerome Boateng nur auf der Bank Platz nehmen.

Um Trochowski bringen zu können, hätte Jol nur Guy Demel nach rechts hinten verschieben müssen, doch der HSV-Trainer entschied sich für die Variante mit Collin Benjamin im defensiven Mittelfeld, dafür rückte David Jarolim nach rechts und bildete so eine "flache Vier" im Mittelfeld. Auf links vertraute Jol auf Marcell Jansen.

Vor dem Anpfiff gab es Wirbel um eine Meldung des "Kicker", wonach sich Ivica Olic einig mit Juventus Turin sei. "Uns liegt weder ein Vertrag noch eine konkrete Anfrage aus Turin vor", dementierte Olic-Berater Gordon Stipic gegenüber dem Abendblatt, es wurden lediglich lockere Gespräche mit Juve geführt. Und auch aus Turin kam ein sofortiges Dementi. Ein ranghoher Vereinsvertreter widersprach den Berichten und stellte klar, dass Juventus sowieso nicht gewillt sei, eine Offerte von drei Millionen Euro für einen 29-Jährigen abzugeben. Zudem sei der italienische Rekordmeister derzeit in der Offensive bestens besetzt, suche eher in der Defensive nach Verstärkungen.

Wesentlich ruhiger verlief die Anfahrt der Mannschaft zum Stadion. Nachdem Busfahrer Miroslav Zadach im dichten Prager Verkehr am Nachmittag eineinhalb Stunden vom Hotel "Four Seasons" bis zum Stadion gebraucht hatte, organisierte der HSV eine Polizei-Eskorte, die die Spieler innerhalb von 15 Minuten zum Zielort brachte.

Um Ruhe bemüht war der HSV auch auf dem Rasen. Die Maxime, das war früh erkennbar: Sicherheit zuerst, verlieren verboten. Dass die über die Lautsprecher verkündete 2:0-Führung von Zilina bei Aston Villa einer der Höhepunkte der ersten Hälfte war, lag daran, dass der HSV geschickt die Räume eng machte, keine Torchancen der im Wettbewerb noch trefferlosen Prager zuließ, aber ebenfalls in der Offensive harmlos blieb. Doch als der Gedanke eines trostlosen 0:0-Remis immer mehr reifte, schlug Ivica Olic nach einer halben Stunde Spielzeit zu. Wieder Olic! Der Kroate hat einfach einen Torlauf, erzielte schon gegen Bremen und in Bochum wichtige Tore. Bezeichnend aber, dass die Führung aus einem missglückten Schussversuch von Mladen Petric resultierte. Verärgert war darüber vor allem einer: Karel Jarolim. Der Slavia-Trainer und Vater des HSV-Kapitäns David Jarolim monierte so lautstark eine (nicht vorhandene) Abseitsstellung Olics, dass ihm Rot gezeigt wurde - rauf auf die Tribüne.

Die zweite Halbzeit verlief wenig spektakulär. Der HSV kontrollierte das Geschehen, die Tschechen kamen kaum noch einmal gefährlich vor das Hamburger Tor. Und bei Flanken zeigte sich speziell die Innenverteidigung mit Bastian Reinhardt und Joris Mathijsen kopfballstark. Für den Schlusspunkt sorgte Mladen Petric, der einen an David Jarolim verschuldeten Foulelfmeter in der Nachspielzeit verwandelte - 2:0, Ende.

"Heute zählte nicht das Spektakel, heute zählte nur das blanke Ergebnis. Die Mannschaft hat taktisch sehr diszipliniert gespielt", resümierte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer zufrieden. Der HSV bleibt auch weiterhin im Millionenspiel.