Beide Mäzen-Klubs starteten schlecht in die Spielzeit. Jetzt schwenken sie auf Sparkurs um.

Hamburg. Für heute Abend hat Peter Krebs seinen Kollegen Thorsten Storm zu einem kleinen Familientreffen zu sich nach Hause eingeladen. Nicht nur ihre Freundschaft verbindet die beiden Handballmanager, deren hoch ambitionierte Teams am morgigen Nachmittag aufeinandertreffen. Krebs und Storm sind derzeit auch so etwas wie Leidensgenossen. Wie der HSV Hamburg (15:9 Punkte) haben auch die Rhein-Neckar Löwen (14:10) bislang eine Saison hingelegt, die weit unter den Zielen, aber auch den Möglichkeiten dieser Mannschaft liegt.

Und so ist das sportliche Kräftemessen in der Color-Line-Arena (15 Uhr) schon fast ein Endspiel darum, wer auch im kommenden Jahr den deutschen Handball in der Champions League vertreten darf. "Wer das verliert, braucht schon ein Fernglas, um noch die Tabellenplätze eins bis drei zu sehen", sagt Krebs. Sein Mannheimer Kollege hat die Qualifikation für die Eliteklasse schon fast abgeschrieben: "Ich sehe uns derzeit nicht unter den ersten drei der Liga", sagte Storm dem Abendblatt.

Wenn man beim HSV nach den Gründen für die sportliche Misere fragte, kam irgendwann die Sprache auf die Löwen. Beide Klubs waren mit neun Spielern bei Olympia in Peking vertreten und fielen anschließend in ein Leistungsloch. Nach vier Spieltagen war Mannheims Trainer Juri Schewzow seinen Job los. Ein Schritt, "den wir am Ende der Saison sowieso vollzogen hätten", wie Storm versichert. Noch im Dezember will er sich festlegen, wer die Löwen in die nächste Spielzeit führt. Amtsinhaber Wolfgang Schwenke jedenfalls konnte jüngst eine Niederlage in Wetzlar nicht verhindern.

Mit dem Trainerwechsel wird es kaum getan sein. Dass "der Mix in der Mannschaft" nicht passe, bemängelt SAP-Arena-Geschäftsführer Daniel Hopp. Der Sohn von Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp ist einer von vier Gesellschaftern des Projekts, ein fünfter soll noch in dieser Woche hinzukommen. Deshalb widerspricht Storm auch der Bewertung seines Klubs in der "Handball-Woche". Das Fachblatt hatte die Mannheimer als "Mäzen-abhängig" eingestuft, ein Prädikat, das in der Bundesliga nur noch der von Präsident Andreas Rudolph alimentierte HSV erhielt. Die Löwen seien "keine One-Man-Show", stellt Storm klar: "Bei uns stehen wirtschaftlich höchst potente Unternehmen dahinter."

Von ihnen erwartet Storm neben Geld vor allem eins: Geduld. Statt von einem Drei- ist inzwischen von einem Fünfjahresplan die Rede. So viel Zeit haben sie in Hamburg nicht. Unter dem Eindruck der Misserfolge drohte Rudolph jüngst mit Rücktritt. Seitdem stehen die Rechnungsbücher beim HSV auf dem Prüfstand. "Wir schauen bei der Erstellung unseres Jahresabschlusses mit der Lupe, wo etwas einzusparen ist", sagt Krebs und kündigt für die nächste Spielzeit eine "Gesundschrumpfung" an.

Um wie viel der Etat von offiziell 6,8 Millionen Euro gekürzt werde, sei noch offen. In Mannheim haben sie mit dem Sparen offenbar bereits begonnen. Nach den Niederlagen gegen Gummersbach und in Wetzlar habe es "Konsequenzen gegeben, die den Spielern wehtun", verrät Storm. Zu vermuten ist, dass der Verein gewisse Bonusleistungen einbehalten hat.

Es könnte erst der Anfang sein. Die goldenen Zeiten, da durchschnittlich begabte Bundesligaprofis Nettogehälter von bis zu 10 000 Euro einstreichen, sind bald vorbei, da sind sich Storm und Krebs einig. Die Einnahmen aus Fernseh- und Namensrechten reichten gerade, um einen Durchschnittsspieler zu finanzieren. "Die Gehälter müssen leistungsabhängiger werden", fordert Storm: "Wir können nicht so tun, als ginge uns die Wirtschaftskrise nichts an."