Er war eben so höflich - und antwortete. Ansonsten wäre es Ivica Olic am liebsten gewesen, überhaupt nichts zu seinen Vertragsverhandlungen zu...Hier geht’s zur Bildergalerie

Hamburg. Er war eben so höflich - und antwortete. Ansonsten wäre es Ivica Olic am liebsten gewesen, überhaupt nichts zu seinen Vertragsverhandlungen zu sagen. "Ich will am liebsten bleiben, daran hat sich ja auch gar nichts geändert", so der Top-Toschütze des HSV, wohlwissend, dass seine sportlichen Top-Leistungen seinen Marktwert und somit seine Verhandlungsposition eindeutig verbessert haben. Dennoch sagt sein Berater Gordon Stipic: "Die Verhandlungen laufen im normalen Rahmen, beinhalten rein gar nichts, was mit Pokern oder Schachern zu tun hat."

Von Handgeldern bei einem Vereinswechsel oder Vorabzahlungen für die Unterschrift beim HSV war die Rede - Gerüchte, die Stipic nicht gelten lassen will: "Ivica ist ein bodenständiger Typ. Ihm ist Materielles nur soweit wichtig, wie er es braucht, um es seiner Familie angenehm zu machen. Aber er ist nicht maßlos. Er weiß, was er braucht, er weiß aber auch, was übertrieben ist. Wäre ihm Geld so wichtig wie ihm jetzt plötzlich nachgesagt wird, wäre er nie nach Hamburg gewechselt. Er hat für den HSV schon einmal verzichtet. In den Verhandlungen hat Handgeld nie eine Rolle gespielt. Ivica möchte einfach gern in Hamburg bleiben und hat seine einstigen Vertragsbedingungen ein wenig aufgebessert. Aber nicht, wie behauptet wurde, gleich um eine Million Euro, sondern um einen Prozentsatz, wie ihn normale Arbeitnehmer nach guter Arbeit bei ihrem Chef auch anfragen."

Die Rede ist von einer Aufstockung um 25 Prozent. In Zahlen gesprochen: bei jetzt 2,3 Millionen Euro Jahresgehalt sollen es für den neuen Dreijahresvertrag 575 000 Euro mehr sein. "Wenn ich dann Zahlen von knapp vier Millionen Euro lese, werde ich sauer", so Stipic, "weil es Ivica in ein Licht rückt, das er absolut nicht verdient hat. Den bodenständigen Charakter hat Ivica definitiv nicht verloren."

Dass die Verhandlungen stocken, sei vielmehr eine Wechselwirkung aus vereinsinternen Handlungsengpässen und dem sportlichen Aufschwung Olics gewesen. Durch die großen Investitionen im Sommer, die vorzeitigen Vertragsverlängerungen mit Joris Mathijsen und Frank Rost sowie der bevorstehenden von Nigel de Jong, hat der HSV derzeit nicht genügend finanziellen Spielraum, um die Forderungen seines Top-Stürmers sofort zu erfüllen. "Im Sommer hätte man sicher schnell Einigkeit erzielen können", so Stipic, der dennoch weiter von einer Einigung mit dem HSV ausgeht: "Wir haben vergangene Woche wieder mit dem HSV gesprochen. Wir haben vereinbart, bis Ende der Hinrunde ein schriftliches Angebot vom HSV zu bekommen und uns dann mit der ganzen Familie Olic abzustimmen. Und bis Weihnachten ist dann alles geklärt."

Zumal die Bereitschaft seitens des HSV da ist. Einzige Prämisse: das Gehaltsgefüge, das derzeit bereits von Olic angeführt wird, darf nicht gesprengt werden. Dennoch zeigt auch HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer Verständnis für die Verbesserungswünsche des kroatischen Angreifers: "Ein derartiges Verhalten ist nachvollziehbar. Für uns geht es jetzt darum, unsere Vorstellungen und Möglichkeiten mit denen von Ivica abzugleichen." Ob das bis Weihnachten, wie von Stipic prophezeit, realistisch zu finalisieren ist? "Das ist schwer zu sagen. Aber es besteht beiderseitiges Interesse, was eher hilfreich ist."

Bei Olic selbst geht das sogar soweit, dass er von den Verdienstmöglichkeiten bei anderen Klubs für den HSV Abstriche machen würde. Große Abstriche sogar. Drei Champions-League-Teilnehmer und finanziell paradiesisch situierte russische Klubs würden Olics Gehalt ohne Probleme um mindestens 50 Prozent aufstocken können. Dazu käme das branchenübliche Handgeld für die Unterschrift. "Finanziell wäre ein Wechsel sicherlich lukrativer", sagt Stipic, "darüber braucht man nicht zu diskutieren. Aber darum geht es in diesem Fall nicht. Ivica fühlt sich in Hamburg wohl, hat beim HSV eine tolle Entwicklung genommen und möchte bleiben. Verzichten muss er für den HSV eh - das weiß er. Und das stört ihn nicht."