Vereine freuen sich über 412 Millionen Euro pro Saison - Fans ärgern sich über Salami-Spieltage

"Windmühlen muss jeder erkennen, der nicht selber Windmühlen im Kopfe hat." Geschrieben hat diesen berühmten Satz der Weltliteratur der spanische Autor Miguel de Cervantes, der zuvor seinen Titelhelden Don Quijote in den aussichtslosen Kampf gegen eben diese Windmühlen geschickt hatte. Was das alles mit der Fußball-Bundesliga zu tun hat? Auch hier mussten engagierte und kritische Fans erkennen, dass ihre Bemühungen gegen die Entzerrung der Spieltage der Ersten und Zweiten Liga ein ähnlich chancenloser Kampf waren wie der Don Quijotes.

Denn am Freitag wurde das verkündet, was zuvor ebenso klar wie umstritten war. Ab der kommenden Saison werden die Spieltage der Ersten und Zweiten Liga soweit entzerrt, dass das Fernsehen an insgesamt vier Tagen mehr als 810 Minuten Livespiele versetzt übertragen kann. Die "scheinbaren Riesen" der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und der interessierten TV-Sender einigten sich auf diese Lösung, um der Zwickmühle zu entfliehen, dass man einerseits viel Geld verdienen, andererseits aber nicht die altehrwürdige Sportschau aufs Spiel setzen wollte. Fans, die auch in der kommenden Saison "die schönste Nebensache der Welt" möglichst umfangreich verfolgen wollen, dürfen sich nun also auf ein langes Wochenende vor dem Fernseher freuen.

Anhänger, die ihre Mannschaft auch bei Auswärtsspielen begleiten, müssen sich dagegen daran gewöhnen, sich zu bislang völlig unüblichen Zeiten auf den Weg ins Stadion zu machen. So werden mit Sicherheit die Amateure, denen bislang der Sonntagvormittag vorbehalten war, darunter leiden, dass zukünftig die Zweite Liga bereits um 13.30 Uhr angepfiffen wird. Und auch die familienunfreundliche Anstoßzeit am Sonnabend um 18.30 Uhr dürfte bei vielen Feinden des Salami-Spieltages für lange Gesichter sorgen. Liga-Boss Reinhard Rauball freut sich dagegen, dass "die Bundesliga mit diesem TV-Vertrag international aufholt", sich die Vereine 412 Millionen Euro teilen dürfen. Die engagierten Gegner dieser Lösung haben zumindest einen Trost: Auch Don Quijote erlangte erst nach seinem verlorenen Kampf gegen die Windmühlen Weltruhm.