Das Team von Trainer Stanislawski erwartet drei “schlagbare“ Gegner. Kalla soll drei weitere Jahre bleiben.

Hamburg. Trainingskiebitze, die sich am Freitag die Nachmittagseinheit des FC St. Pauli angucken wollten, mussten zunächst mal eine ganze Menge Geduld beweisen. Auch eine Viertelstunde nach dem offiziellen Trainingsbeginn war noch immer kein Kiezkicker auf dem Übungsplatz an der Kollaustraße zu sehen. Erst um 14.20 Uhr wagten sich mit Marius Ebbers, Carsten Rothenbach, Florian Bruns und Benedikt Pliquett die ersten Profis in die winterliche Kälte hinaus. Trainer Holger Stanislawski, der seine Spieler zuvor zu einer intensiven Besprechung in den Teamräumen gebeten hatte, trottete sogar erst ein paar Minuten später auf den Rasen.

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Und obwohl keiner der Beteiligten den Inhalt der ungewöhnlich langen Besprechung verraten wollte, dürfte der Grund für das verspätete Training dennoch klar sein: St. Paulis Mannschaft will mit aller Macht nicht nur am Sonntag (14 Uhr/live auf Premiere) gegen Ingolstadt, sondern auch in den folgenden zwei Spielen bis zur Winterpause gegen Koblenz und Frankfurt als Sieger vom Platz gehen. "Es muss einfach unser Ziel sein, alle drei Partien zu gewinnen", sagt Torhüter Matthias Hain - und bestätigt damit den verabschiedeten Neun-Punkte-Plan.

Stanislawski will "die große Chance, sich mit drei Siegen oben in der Tabelle festzubeißen", überhaupt nicht herunterspielen, warnt aber gleichzeitig davor, bei aller Euphorie die kommenden Gegner zu unterschätzen: "Nur weil überall geschrieben steht, dass wir die nächsten drei Gegner besiegen müssen, dürfen wir die Stärke der Teams nicht unterbewerten." Und bevor der ein oder andere das vergessen könnte, hat es Stanislawski seinen Spielern in der verlängerten Sitzung lieber gleich persönlich eingetrichtert.

Ob seine Worte erhört wurden, wird sich spätestens an diesem Sonntag am Millerntor gegen den FC Ingolstadt 04 zeigen. Klar ist aber auch, dass Stanislawskis Profis so heiß wie selten zuvor darauf sind, sich bis zur Winterpause einen Platz möglichst weit oben in der Tabelle zu erkämpfen. Rothenbach, der am Donnerstag seinen auslaufenden Vertrag mit dem Verweis auf die gute sportliche Perspektive bis 2012 verlängert hat, nennt die drei nächsten Gegner "schlagbare Teams", und auch Fabian Boll will bis Weihnachten noch drei Dreier einfahren: "Wir wollen die vollen neun Punkte, denn nur so haben wir die Chance, uns ganz oben festzusetzen."

Ähnlich wie in der englischen Woche vor einem Monat, als zwischen dem neunten und elften Spieltag nacheinander Wehen Wiesbaden (2:0), der MSV Duisburg (2:1) und der 1. FC Nürnberg (1:0) besiegt wurden, dürfte Stanislawski auch zum Auftaktspiel der "Jahresabschlusstournee" auf sein erfolgreiches 4-1-4-1-System setzen. Dabei dürfte der zuletzt gesperrte Ebbers als erneut einzige Spitze in den Sturm zurückkehren. Dahinter streiten sich neben den gesetzten Filip Trojan und Alexander Ludwig noch David Hoilett, Rouwen Hennings, Björn Brunnemann und Bruns um die verbleibenden zwei Plätze, wobei die beiden Letztgenannten die besten Einsatzchancen haben dürften.

Überraschend zog sich auch Linksverteidiger Benjamin Weigelt beim Training am Freitag ein gelbes Leibchen der Stammspieler über, während Konkurrent Jan-Philipp Kalla nur bei den Reservisten randurfte. Allzu sehr muss sich der 22-jährige Defensivmann, dessen Kontrakt im Sommer ausläuft, allerdings nicht ärgern, da ihm von Manager Helmut Schulte rechtzeitig vor Weihnachten ein unterschriftsreifer Dreijahresvertrag vorgelegt wurde. Mit etwas Glück darf sich Kalla also am Heiligabend über ein neues Arbeitspapier und drei Abschlusssiege freuen.