Das Kichern war unüberhörbar, als das Foto einer verweiblichten Männerbrust auf der Leinwand zu sehen war. Doch die Stimmung in der Schulaula der...

Hamburg. Das Kichern war unüberhörbar, als das Foto einer verweiblichten Männerbrust auf der Leinwand zu sehen war. Doch die Stimmung in der Schulaula der Gesamtschule am Alten Teichweg im Hamburger Stadtteil Dulsberg schlug sofort um, als Sportwissenschaftlicher Dominic Müser das Bild erklärte. "Genau dies können die schlimmen Folgen von Doping sein", sprach der Experte von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada). Es war die wohl ungewöhnlichste Lehrstunde für die Athleten der Eliteschule des Sports im Alter zwischen 15 bis 19 Jahren. Eine Lehrstunde über ein Tabu-Thema. Über Doping.

"Eigentlich müssten dies die Trainer übernehmen", sagt Nada-Vorstand Dietmar Hiersemann. Doch leider geschehe dies viel zu selten: "Ob aus falscher Scham oder aus der Befürchtung, sich selbst nicht gut auszukennen, wissen wir nicht." Konsequenz: Die Nada macht den Aufklärungsunterricht selbst, unterstützt von Referenten aus dem Spitzensport. In Hamburg sprachen die deutsche Schwimmmeisterin Birte Steven, Handball-Weltmeister Stefan Schröder vom HSV und Olympiasegler Johannes Polgar über ihre persönlichen Erfahrungen mit der Nada.

"Als angehende Spitzensportler müsst ihr euch mit dem Thema Doping auseinandersetzen. Solange ihr Leistungssport betreibt, wird euer Leben von regelmäßigen Kontrollen begleitet werden", mahnte Müser gleich zu Beginn seines Vortrags. Denn irgendwann kommt er, der Moment, an dem der Dopingkontrolleur unangemeldet vor der Haustür eines Leistungssportlers steht, ungeduldig auf die Klingel drückt und darauf wartet, dass der Athlet in seinem Beisein eine Urinprobe abgibt.

"Die erste Kontrolle ist schon eigenartig", erinnerte sich Birte Steven. Einmal, sagte sie dann, sei eine Kontrolleurin gekommen, obwohl sie zuvor gerade auf der Toilette gewesen war: "Obwohl ich sofort sehr viel trank, wollte es mit dem Wasserlassen einfach nicht klappen. Die Dame von der Nada hat mir dann geraten, mich nackt auszuziehen. Sie sagte, es sei ein probates Mittel, um den Urinierungsdrang zu beschleunigen."

Andere Details sorgten bei den Jugendlichen für noch größeres Erstaunen. "Dass passives Haschischrauchen bei einer Dopingprobe positive Testergebnisse hervorrufen kann, war mir zum Beispiel vollkommen neu", sagte das 18-jährige Basketball-Talent Marc Liyanage. "Ich werde in Zukunft großen Abstand von Leuten halten, die auf Partys oder in Diskotheken Cannabis rauchen." "Dopingfallen" heißen solche Situationen, wie Sportwissenschaftler Müser den Schülern erklärte. Dopingfallen gebe es aber auch bei Nahrungsergänzungsmitteln. Untersuchungen hätten gezeigt, dass ungefähr 15 Prozent aller auf verbotene Substanzen getesteten Proben verseucht waren. "Kauft nichts aus dem Internet!", warnte Müser.

Manche Schüler vom Alten Teichweg haben schon erste Erfahrungen mit Dopingkontrollen gemacht. Die Volleyball-Junioren-Nationalspielerin Saskia Radzuweit (17; NA Hamburg) berichtete: "Irgendwann hat eine Frau bei uns zu Hause geklingelt und gefragt, wo ich denn sei. Ich war gerade in der Schule und musste ganz schnell nach Hause fahren." Ihre Vereinskollegin Natalia Cukseeva (17) fand ihren Test in der Wohnung "nicht weiter schlimm. Nerviger war es schon, als ich auf einem Lehrgang der Juniorinnen-Nationalmannschaft war. Da standen dann einige Mitspielerinnen rum und haben gekichert."

Lesen Sie ein Interview mit den Volleyball-Juniorennationalspielerinnen Natalia Cukseeva (18) und Saskia Radzuweit (17, beide NA Hamburg) über ihre ersten Erfahrungen mit Dopingproben: "Für Fairness unter den Sportlern sorgen"