In Zeiten wie diesen, in denen die Menschen nach positiven Nachrichten dürsten, hält der Deutsche Schachbund Hilfe bereit. Ab sofort wird es bei...

In Zeiten wie diesen, in denen die Menschen nach positiven Nachrichten dürsten, hält der Deutsche Schachbund Hilfe bereit. Ab sofort wird es bei nationalen Meisterschaften Dopingtests geben. Wobei, das mag vergessen worden sein, im Falle des Falles positiv negativ wäre. Das wiederum, dieses Vergessen eben, spricht dafür, dass die beim Deutschen Schachbund doch nicht gedopt sind. Oder die nehmen was anderes, vielleicht Halluzinogene.

Doping-Kontrollen im Schach: Dieser Zug, da sind wir uns einig, war überfällig. Wo kämen wir schließlich hin, wenn Leute vom Schlage eines Jan Ullrich, einer der bekanntesten bekennenden Nicht-Doper, sich vom Sattel machten und ans Brett rochierten, weil sie dort kein Wässerchen mehr trüben müssten. Das setzte dem König die Krone auf. Wobei wir wohl beim Thema wären.

Natürlich wollen wir nicht gleich alles schwarz-weiß malen, was bei der Causa Schach eigentlich angebracht wäre. Die Absicht zumindest, jetzt wird es ernst, scheint lobenswert. Wer als Sportler anerkannt werden will, und das wollen die Schachspieler nun mal, muss sich den Regeln beugen. Wo es Leistung gibt, liegt das süße Gift der Versuchung nah, ein Mehr zu generieren. Für das sind kleine wie große Meister längst empfänglich. Ihre Mastmittel aber stammen nicht vom Arzt oder Apotheker, sie kommen aus den Labors der Informatiker. Es sind Computer, keine Chemie. Die Wirkung von Aufputschmitteln lässt früh nach, zu früh. Schachpartien dauern bis zu sieben Stunden. Und nicht jeder, der nicht hustet, hat gleich Saft mit Ephedrin geschluckt. Bits und Bytes indes sind im Urin nicht nachzuweisen. Wer Doping im Schach mattsetzen will, muss die elektronischen Quellen ausschalten. Beim WM-Kampf zwischen dem Inder Viswanathan Anand und dem Russen Wladimir Kramnik wurde in Bonn genau das praktiziert.

Mit der Ankündigung der Tests hat der Schachsport seine Unschuld verloren. Der Verdacht zieht nun mit. Sollten Sie während einer Ihrer Partien auf Toilette gehen, denken Sie jetzt bitte daran, keine Beweismittel zu vernichten. Auch das ist strafbar.