Vier Wochen Pause hatte HSV-Arzt Oliver Dierk für Nigel de Jong prognostiziert, nachdem sich der niederländische Nationalspieler am 11. Oktober beim...

Hamburg. Vier Wochen Pause hatte HSV-Arzt Oliver Dierk für Nigel de Jong prognostiziert, nachdem sich der niederländische Nationalspieler am 11. Oktober beim WM-Qualifikationsspiel gegen Island einen Innenbandanriss im rechten Knie zugezogen hatte. Gute Schätzung. Gestern konnte der 24-Jährige erstmals (wie Guy Demel nach seiner Knieprellung) am Mannschaftstraining teilnehmen.

"Ich habe keinerlei Probleme verspürt", freute sich de Jong, der in den nächsten Tagen Doppel-Schichten absolvieren will, um die Rückstände aufzuholen.

Mit de Jong gelangen dem HSV in Bielefeld (4:2) und Cottbus (2:1) zwei Auswärtssiege bei einer Niederlage in Wolfsburg (0:3), ohne den defensiven Mittelfeldspieler gingen die Partien in Hoffenheim und Hannover (beide 0:3) sang- und klanglos verloren.

Seine ruhige Organisation in der Zentrale wurde in den vergangenen Spielen schmerzlich vermisst, das Zusammenspiel mit David Jarolim harmonierte bis zu seiner Verletzung hervorragend. Gerade ein Spieler wie de Jong wäre in der zweiten Halbzeit gegen Dortmund wertvoll gewesen, um einen geordneten Aufbau und Entlastung zu gewährleisten.

"Es kann nicht sein, dass wir uns einen Heimsieg gleich wieder mit einer Auswärts-Niederlage verpatzen", fordert de Jong vor dem Auftritt am Sonnabend gegen Hertha BSC, dabei war das Berliner Olympiastadion das mit Abstand erfolgloseste Reiseziel des HSV in den vergangenen zehn Jahren. Nach dem 2:0-Sieg 1997 ergatterten die Hamburger nur noch zwei Punkte in zehn Ligaspielen. Die Tordifferenz von 7:31 legt Zeugnis ab von den vielen erlittenen Klatschen.

"Das interessiert mich überhaupt nicht", wollte sich Martin Jol nicht auf die Negativ-Serie einlassen. Gleichwohl macht sich der Trainer intensiv Gedanken darüber, ob er die Abläufe ändert: "Ich bin ein Ritualmensch. Gewinnen wir, versuche ich, alles genauso wieder zu machen. Verlieren wir, überlege ich, welche Dinge ich nicht gemacht habe."

Überhaupt wehrte sich Jol gegen Kritik an der Qualität des Spiels gegen Dortmund am Sonnabend: "Ich habe mir die Begegnung noch einmal bei einem Pay-TV-Sender mit englischem Kommentar angeschaut. Die sprachen begeistert von einem Spitzenspiel."

Der Trainer wird nicht müde zu betonen, dass sich seine Mannschaft in einem Entwicklungsprozess befinde und wichtige Stützen wie de Jong längere Zeit ausfielen: "Wir sind stärker als in der letzten Saison, aber dann müssen alle ihre Sache sehr gut machen. Und bis jetzt haben nicht alle neuen Jungs eingeschlagen."

Gemeint war damit - natürlich - Thiago Neves. Der 7,5 Millionen Euro teure Einkauf wäre prädestiniert für die Rolle des Van-der-Vaart-Nachfolgers, doch der Brasilianer hat seinen Anpassungs- und (taktischen) Lernprozess noch längst nicht vollzogen. Sagen will Neves öffentlich nichts, solange er auf dem Platz keine Leistung bringen kann. Und das kann dauern. Gestern meldete sich er sich mit einer Magen-Darm-Verstimmung ab.


Die Amateur-Abteilung wählte gestern Abend Eckart Westphalen (86 Stimmen) zum künftigen Aufsichtsrats-Delegierten. Gerhard Hein erhielt 45 Stimmen.